Ein 17jähriges Mädchen, gezeugt in einer Vergewaltigung, groß und eckig gewachsen – das sind keine guten Attribute für eine Frau im Mittelalter, selbst wenn sie von königlichem Geblüt ist. Als die Königin sie zur Priorin eines Klosters macht, scheint zunächst ihr Leben zu zerbrechen. Statt jedoch zu resignieren, ergreift Marie in der klösterlichen Welt die ihr angebotene Chance, ihr Leben und das der ihr anvertrauten Gemeinschaft zu prägen und zu gestalten.
Was mich an dem Buch fasziniert hat, ist Einiges. Einmal es ist ein gut geschriebenes und recherchiertes Buch. Und dann ist es ein sensibles Buch. Es rutsch nicht ab in Klitsches und Pauschalem. Was mich auch weiter überrascht ist, das ist die Entwicklung der Hauptperson. Nicht nur die menschliche, sondern auch die spirituelle Entwicklung. Darüber hinaus sind die auftretenden Menschen der jeweiligen Wichtigkeit zum Verlauf der Geschichte gut gezeichnet. Allein eine Person finde ich einfach zu schwach gezeichnet, die so eine wichtige Rolle innehat.
Matrix ist ein Historienroman, der unter anderem das Leben und die Legenden um Marie de France aufgreift. Der Roman bleibt aber nicht den Legenden verhaftet, sondern schafft es mit seiner Sprache, uns die teils schmutzige, stinkende und morbide Welt des Mittelalters erleben zu lassen. Er zeigt, dass die Historie uns immer auch erzählt, wie das Heute entstanden ist. Ein Buch, das nicht nur Lesegenuss bietet, sondern auch eine wichtige Stimme im Konzert heutiger Debatten ist.