Felsenfest gebaut – mein Herzensmoment

Im Rahmen meiner beruflichen Tätigkeit darf ich das ökumenische Angebot http://www.advent-online.de mit betreuen. In diesem Jahr geht es um „Wärmemomente“ im Leben von uns. Einige Beiträge daraus sind von mir. So u. a. dieser:

Wer diese meine Worte hört und danach handelt, ist wie ein kluger Mann, der sein Haus auf Fels baute. Als nun ein Wolkenbruch kam und die Wassermassen heranfluteten, als die Stürme tobten und an dem Haus rüttelten, da stürzte es nicht ein; denn es war auf Fels gebaut. Wer aber meine Worte hört und nicht danach handelt, ist wie ein unvernünftiger Mann, der sein Haus auf Sand baute. Als nun ein Wolkenbruch kam und die Wassermassen heranfluteten, als die Stürme tobten und an dem Haus rüttelten, da stürzte es ein und wurde völlig zerstört.

Matthäus 7,24-27

Der Bilder, die Jesus im Matthäusevangelium zeigt erscheinen mir wie geschaffen als Überschrift für das Jahr 2022: Auf der einen Seite der „kluge(r)n Mann, der sein Haus auf Fels baute“ und auf der anderen Seite der, „der sein Haus auf Sand baute“. 

Der Februar 2022 wurde zur sogenannte Zeitenwende. Spätestens da wurde einem bewusst, dass die „schöne neue Welt“ nach 1989 nicht mehr bestand. Unser Leben, unser Wohlstand schien wohl auf Sandgebaut. Denn als ein „Wolkenbruch kam und die Wassermassen heranfluteten, (und) […] die Stürme tobten“ zerbrach so viel in unserem Leben. Wir hatten uns eingerichtet in unserer Welt, doch Pandemie und Krieg rüttelten an unseren Mauern, an den Grundfesten unserer Lebenskonstruktion.

Die Antworten, die auf diese Situation gegeben werden erlebe ich weniger geprägt von Hoffnung, Offenheit und Zukunft und mehr von Resignation, Abschottung und Co. Auch ich selber reagiere und denke manchmal in Worten und Handlungen, die ich aus meiner Kindheit kenne: Ich habe den Drang Care-Pakete wie einst nach Polen zu packen oder die Welt in Gut-Böse-Lager wie zu Zeiten des Kalten Krieges einzuteilen.  

Doch es gibt auch eine andere Erfahrung. Trotz der großen Verwerfungen, die wir gerade in den Kirchen erleben gibt es da etwas, was ich als „felsenfest“ ansehe: Frauen und Männer in der Seelsorge, die für andere da sind, wenn das Leben sich für einzelne Menschen radikal verändert: In den Kliniken, in Notfällen, in den Hospizen, im Beerdigungsdienst, in den Gefängnissen, in der Internetseelsorge, auf Campingplätzen und an den vielen Orten und in den vielen spontanen Begegnungsmomenten. 

Wenn mir zum Beispiel meine Kolleg:innen in den Kliniken, voller Herzenswärme von den tiefen Momenten im Leben der sterbenden Menschen berichten, wenn mir die Internetseelsorge von den Chats erzählen in denen Menschen mit ihnen im Gespräch sind, die fern von Kirche sind und doch nach unseren Antworten fragen – dann merke ich, dass manches in unserer Welt auf Sand gebaut ist, aber dort, wo wirkliche Begegnung zwischen Menschen und in der Zuversicht Gottes geschieht, da haben wir unsere Kirche(n) auf Fels gebaut. Eine Kirche, die dort in Beziehung mit Menschen tritt, wo Not, Freude, Hoffnung, Trauer und Angst herrscht, das erlebe ich als eine Glaubensgemeinschaft, die auf Fels gebaute ist. Und das ist mein Herzensmoment, den ich Ihnen, liebe Lesende und Hörende, anbieten will. Hier liegt meine Gewissheit die mich trägt, die mir die wahre Freude gibt in meiner Arbeit, denn: „Als nun ein Wolkenbruch kam und die Wassermassen heranfluteten, als die Stürme tobten und an dem Haus rüttelten, da stürzte es nicht ein; denn es war auf Fels gebaut.“

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