Fronleichnam 2019 – Ein Vorsatz aus diesem Tag für mich

Fronleichnam! Eines unserer großen Feste, die auch heute noch, zumindest in den südlichen Landesteilen Deutschlands – und da in erster Linie auf dem Dorfe – noch von einer Volksfrömmigkeit erzählt, die schon auch ganz besonders ist und die ich ungemein liebe.

Wirklich, ich schätze, ja ich liebe dieses Fest. Die tiefe Konzentration auf die Eucharistie, darauf, dass wir da nicht nur uns an etwas erinnern, sondern uns ganz und gar hineinbegeben in eine lebendige Liebe, die nicht irgendwann, sondern jetzt und hier Gottes reale Gegenwart im wahrsten Sinne des Wortes spürbar macht. Aber auch dieses bewusste heraustreten aus dem geschützten Umfeld des Kirchenbaus. Diese Erfahrung, dieses „können“ den Glauben, die Grundlage der Gemeinschaft des Volkes Gottes, auf die Straße zu tragen, über Plätze und an Orte, die ich Tag für Tag im Alltag durchschreite, nun aber so ganz sichtbar an der Seite des Herrn, das berührt mich, das motiviert mich, das spornt mich neu an, das ist für mich Auffrischung, dass ich auch morgen und in den nächsten Tagen, freier Ausschreiten kann und sagen: Jesus Christus ist der Herr, er ist Mensch geworden und das verwandelt die Welt, das führt mich zum Handeln, zu einer Grundhaltung der Liebe!

In der Liturgie ist der Sohn Gottes im Mittelpunkt, in der Liturgie ist die Botschaft und der Auftrag an uns im Mittelpunkt. Ohne jetzt krampfhaft das Haar in der Suppe zu suchen und diesen schönen Tag negieren zu wollen: Über was habe ich im Umfeld der Liturgie und dieser Feier diskutiert und gesprochen? Wirklich, ich denke, dass heute um mich sehr viele fest im Glauben verwurzelte Christen gewesen sind, viele sind da voller Glaubenstiefe, voller Glaubensfreude – aber mal im Ernst: Wann haben wir miteinander von dieser Freude des Glaubens, die wir da doch sichtbar machen wollten gesprochen?

Im Vollzug der Liturgie und viele von uns auch in der aktiven Diakonie, sind wir alle viel unterwegs. Jeder von uns sieht sich in Verantwortung und im Dienst, voller Freude und auch voller Gewissheit, dass dies sein soll, dank der Botschaft. Also Liturgie und Diakonie – das läuft, da können wir echt sagen, dass das läuft – , aber wo ist die Martyria, das Glaubenszeugnis, das wir doch Tag für Tag auf den Lippen tragen sollen, das aus unserem täglichen Tun herausfließen sollte? Wo sprudeln wir über – und da nehme ich mich zuerst – von der Freudenbotschaft?

Es gilt – wie auch bei dem Thema ratio & fides – nicht eine Seite zu absolutieren, die jeweiligen Pole gegeneinander auszuspielen. Gerade deshalb gilt es eine Aussage von Søren Kierkegaard ernst zu nehmen, die mir dazu in den Sinn kommt, und unser aller Tun darauf hin zu prüfen: „Die Christenheit hat das Christentum abgeschafft, ohne es selber richtig zu merken; folglich muss man, wenn man etwas ausrichten will, versuchen, das Christentum wieder in die Christenheit einzuführen.“ – Wenn wir merken, dass seine These stimmt, bei all dem was wir so im Alltag an Glaubenspraxis tun, dann wird es wirklich notwendig, das Christentum wieder in das Christentum einzufügen.

Eventuell ist das ein guter Vorsatz, den ich mir setzte für die nächste Zeit: Zu prüfen, wo in meinem aktiven Tun, in meinem Miteinander, in meiner Glaubenspraxis, in meinem Studium ob universitär oder privat, auch wirklich das drin ist, was drin sein soll, oder ob es eine Mogelpackung vorhanden ist: Ist Christentum drin, wo Christentum drauf steht!?!

 

Zitat: Kierkegaard, Søren: Einübung im Christentum und anderes, München 1977, S. 42.

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