Zwei Aspekte sind mir in diesem Evangelium aufgefallen:
So heisst es: „Er fragte sie: Was sind das für Dinge, über die ihr auf eurem Weg miteinander redet? Da blieben sie traurig stehen, und der eine von ihnen – er hieß Kleopas – antwortete ihm: Bist du so fremd in Jerusalem, dass du als Einziger nicht weißt, was in diesen Tagen dort geschehen ist?“ (Lk 24,17-18)
Die beiden Jünger werden traurig, weil der Gegenüber nichts von dem erfahren hat was sie in den letzten Wochen und Monaten umtrieben hat, was sie erlebt und erfahren haben. Sehr direkt hat mich das auf das „Heute“ hin getroffen. Sind wir – bin ich – traurig darüber, dass es Menschen gibt, die nichts von Jesus erfahren haben? Stoppen wir, wenn wir das hören, brechen wir unseren Weg ab, um uns den Menschen zuzuwenden und ihnen von Jesus zu erzählen?
Die Frage stelle ich, weil ich an mir immer wieder merke, wie wenig ich dann doch von der Freude, die mich erfüllt erzähle.
Diese Frage stelle ich, weil ich merke, dass wir im Studium eher ungenügend auf das „Erzählen“ vorbereitet werden. Wie können wir Rede & Antwort stehen?
Diese Frage stelle ich, weil ich aktuell immer wieder das Gefühl habe, dass wir aus unseren Vorstellungen von Respekt & Toleranz heraus unsere Botschaft eventuell unterdrücken oder verstecken. Dass das Thema Mission noch immer ein Tabu ist, das ist alt, aber haben wir andere Formen, um von unserer Wahrheit zu erzählen (und darin zu leben) in einer Art und Weise, die nicht zwingt, die aber überrascht und Lust darauf macht, auch diesem Jesus von Christus nachzugehen?
Und der zweite Punkt, der mir aufgefallen ist – das liegt aber gerade an meinem Arbeitsthema „Leitung“ – ist der, dass ich das Gefühl habe, dass diese Geschichte ein wunderbares Beispiel ist, wie Leitung in der Kirche geschehen sollte, oder anders, wie Priester in unserer Kirche „Hirten“ sein dürfen, ja eventuell auch müssen.
Jesus tritt zu diesen beiden Menschen hinzu. Zu zwei Menschen, die „etwas auf dem Herzen haben“, die Begleitung brauchen. Er tritt hinzu und hört ihnen zuerst zu. Er lässt sie ihre Sorgen und ihre Erlebnisse berichten und stellt diese in den Kontext zur Botschaft. Er erzählt, er legt aus, er öffnet den beiden neue Denkhorizonte, in aller Freiheit in aller Liebe zu ihnen. Das spüren diese beiden. Sie spüren, da ist jemand der sie ernst nimmt und genau deshalb laden sie ihn ein „Bleib doch“. Die Sehnsucht nach Beziehung, nach Gespräch, nach Gemeinsamkeit ist geweckt – übrigens einen Akt eine Situation, die wir Christen alle, ganz nach dem Petrusbrief, wecken sollen – und will weiter gefüllt werden.
Was tut Jesus? Er lässt Raum und lässt Entscheidungen und Erkenntnisse bei ihnen selbst reifen, nährt sie mit dem, was eben zentral ist: Das gemeinsame Mahl, das Brotbrechen!
Kann ich sagen, dass Jesus die entscheidende Handlung der Gemeinschaft, das Gedächtnismahl, am „Gründonnerstag“ eingesetzt, aber es in Emmaus institutionalisiert hat? Hat er es uns nicht nur aufgetragen, sondern auch mit uns eingeübt?
Wäre dieser Gang und das Handeln Jesu nicht das entscheidende Konzept – oder ist es eigentlich schon immer – für die Gemeindeleitung? Der Priester sucht, schließt sich an, hört zu, erzählt und lädt ein zum Mahl. Das wäre doch eine Form der Leitung, die mehr ist als Verwaltungschef, mehr als einer der Regeln erstellt & ausführt, der sich auf Entscheidungen und Termine einengen lässt?