Die Tage hört man aus kirchlichen Kreisen immer wieder, wie böse doch die Journalisten sind. Sie jagen die Kirche. Das zeigt sich doch auch daran, dass die Studie früher veröffentlicht wurde und vieles mehr. Das ist eine Haltung der ich nicht folgen kann, denn alle Fehler liegen hier bei den anderen – nicht bei der Kirche. Wieder einmal! Wiedereinmal redet sich die Kirche raus, ja versucht den Finger auf andere zu zeigen, mit dem Hinweis: Missbrauch gibt es überall. Ja, aber nirgends wurde der Mensch durch die Tat und die Vertuschung so beleidigt wie im Umfeld der Kirche, gerade weil sie Kirche ist und das hier anders sein müsste.
Journalismus und in den Tagen danach die Verbände und Menschen, die die Kirche übersanieren, ja auch manches Mal allein nach der eigenen Vorstellungen verändern wollen haben nun das Heft in die Hand genommen. Entschuldigung, das war aber logisch. Hat denn noch irgendwer geglaubt, dass Kirche sich weiter so rumschlängeln kann? Glaubt wirklich noch jemand ernsthaft, dass wir als Kirche hier, gerade im Thema Missbrauch, noch irgendwelche Möglichkeiten haben weiter zu vertuschen, weiter sich so zu benehmen wie wir es getan haben? Nein. Die Zeit ist vorbei. Die Rechnung wird nun präsentiert.
„Wir können froh sein, dass Kauder abgewählt wurde“ – das war ein Satz den ich gestern hörte und auch ich dachte das, denn dank der Wahl und der Personalie rutschen wir in den Medien mit dem Thema Missbrauch in den Hintergrund. Aus Seite 1 wird Seite 7. Es ist aber eine entscheidende Botschaft, die sich dahinter zeigt: Kein Journalist sieht uns mehr als wichtig an. Zwar nicht die Opfer, so aber die Kirche und ihre leider unglaubwürdigen Beteuerungen sind unwichtig geworden. Aufarbeitung? Die gibt es nicht. Lieber schauen wir uns das Wort an und überlegen was das bedeutet. Die Zeit des Überlegens ist vorbei. Jeder letzte Rest der Glaubwürdigkeit wurde verspielt, zugunsten einer vermeintlichen Schutzbedürftigen. Für die uminöse Kirche einiger weniger Köpfe wurde die Botschaft Jesu Christi, die Gemeinschaft Kirche aufs Spiel gesetzt.
Dabei wollen die Betroffenen und das ganze Volk Gottes nur eines von den Tätern, Beschuldigten und Vertuschern: Eine gut katholische Vorgehensweise, wie wir es von unseren Gläubigen fordern: Die Beichte als Maßstab: Erkennen, Benennen, Reue und Sühne! Nicht mehr und nicht weniger.
Die Zukunft der Kirche, wie wir sie heute noch kennen (nicht die Zukunft der christlichen Botschaft), wurde nicht in den Strukturreformen entschieden, sondern an anderer Stelle.
Heilung? Eine neue Zukunft? Die Antwort findet sich im Evangelium, das wir mit den Menschen, zuallererst mit den Opfern neu leben lernen müssen.