Der heilige Vinzenz, an den die Kirche heute denkt, ist mit Sicherheit einer der Väter der heutigen Caritas. Sein Werk ist grundgelegt in einem radikalen Blick auf die Armen und Kranken, denn in ihnen sah er Jesus Christus.
Aber für mich gilt seine Arbeit im Bereich der Priesterausbildung gerade als wichtiger, denn in ihm kann ich ein Vorbild sehen, in seinem Worten und seinem Tun eine Leitplanke, die mich in meiner Ausbildung begleiten kann. Er schuf die Seminarstruktur, die wir heute kennen. er führte Exerzitien vor der Weihe ein, prägte die Seminare mit einer grundsätzlichen Gebetshaltung und sah den Dienst der Priester eben ganz klar in einem Dienen.
„Was das Schwert für den Soldaten, das ist das Gebet für den Diener des Altares!“ – Das mag zwar ein bisschen Hart für unsere Ohren klingen, aber es ist doch die Grundlage des priesterlichen Lebens. Das Leben des Priesters muss vom Gebet geprägt sein. Nicht das Gebet vom Leben eingeschränkt werden. Eventuell haben wir diesen Aspekt in unserer Ausbildung im Leben der Priester vergessen oder verdrängt. Das Gebet, in seiner vielfältigen Form von Caritas & Eucharistie, Stundengebet, Anbetung, Buße und Beichte und all den anderen Formen, brauche ich um so zu leben, wie es der Priester tun soll. Wenn dies weg fällt, wenn dies nicht mehr die Mehrheit der Stunden am Tag prägt, gilt es die Lebensform in Frage zu stellen.
Vinzenz von Paul hat die Aspekte erkannt, an denen die Priester in allen Zeiten immer wieder immer wieder scheitern. Es ist die schwierige Situation zwischen Entweltlichung und in der Welt leben und den Menschen dienen. Es ist immer ein schwieriges Unterfangen den Weg zur Heiligkeit zu gehen. Viele rutschen ab, ob in einer zu starke Weltlichkeit oder in irgendeine Form des Radikalismus oder Fanatismus.
Deshalb führte der Heilige Vinzenz die Dienstagskonferenzen ein „um ihnen (sic: den Priestern) zu helfen, sich in ihrem Beruf zu vervollkommnen“. Vinzenz will für die Priester eine seriöse Ausbildung und auch später eine Unterstützung zu einem geistlichen Leben. Das sind Forderungen, die heute wieder absolut Thema sind (oder sein sollten). Alles natürlich unter der Grundlage, dass wir wissen, was wir wollen. Vinzenz wollte Priester, Seelsorger, geistliche Menschen. Wenn wir das auch wollen, dann muss sich die Ausbildung, dann muss sich das Stellenprofil verändern. Auch wieder nichts anderes, als das was Vinzenz angestrebt hat.
Was mich amüsiert ist die Tatsache, dass er den Theologen einschärfte, nicht in ihrem Elfenbeinturm zu bleiben und nicht eine Sprache zu sprechen, die niemand versteht. Schon damals wird klar, dass die Sprache wichtig ist, dass der Priester, der Theologe nicht einfach weiter vor sich her schwätzen kann und darf. Uns so will Vinzenz klare Worte, schlicht, ohne Schnörkel und ohne Sätze die einen mehr verwirren als Klarheit bringen und führt das wie folgt aus: Die Einfalt erbaut die Ordinanden. Sie loben dieselbe und kommen deshalb hierher. In diesem Gewande nehmen sie die vorgetragenen Wahrheiten gut auf, welche in diesem natürlichen Schmucke viel wirksamer sind. Um aber dies zu erzielen, muss man sich selbst vergessen, sich zu Gott erheben und alle Erleuchtung von ihm erbitten.“ – Übrigens auch ein weiterer Hinweis, dass Theologie nicht vom Glauben, von der Glaubenspraxis getrennt sein darf. Die kniende Theologie, die spirituelle Prägung der Theologie wird ja heute so gern verpönt und negiert, teilweise so radikal, dass gerade das der Hacken sein sollte der dazu motiviert darüber nochmal nachzudenken.