Zölibat – Veredelung?

Ich bin fasziniert von dem aktuellen Buch von Frau Svenja Flaßpöhler. In Ihrem neuen Buch „Die potente Frau“ finde ich ungemein viele Denkanstöße und empfehle dieses Buch jedem der sich mit dem Thema Emanzipation auseinandersetzen will, darf und sollte. Frauen und Männern empfehle ich es, denn ich bin fast der Meinung, dass dieses Buch uns daran erinnert, dass wir an vielen Punkten sehr in Lagern und doch auch verkrusteten Haltungen feststecken – alle Seiten – und es Zeit wird, dass wir weiterkommen.

Nachdem die Autorin einige Ausführungen zur aktuellen Emanzipationsbewegung gemacht hat, erläutert die Autorin ihren Begriff der potentia. Dabei bezieht sie sich auf Aristoteles, bei dem potentia zunächst kein Akt, kein Tun ist, „Sondern eine nicht realisierte Möglichkeit“ (S. 38). Potentia steht im Gegensatz zu actus, was die „realisierte Möglichkeit“ (S. 38) ist.

Weiter führt die Autorin dann aus, dass ihre potente Frau eine Frau ist, „die ihre Kraft vielmehr aus der Möglichkeit schöpft.“ Mit dem Ansatz:  „Ich kann – aber ich muss nicht; Hauptsache, ich werde die, die ich bin.“ (S. 39). Dies gilt für den Mann.

Im nächsten Schritt stellt sie die These aus – begründet auch mit Freud – dass eine nicht realisierte Option genauso viel wert ist wie eine realisierte und dass ein „bestimmtes Vermögen, das wir nicht in die Tat umsetzen, umso mehr Kraft in andere Bereiche frei“ legt (S. 39). Hier geht es also um Sublimation, „einer Veredelung des Triebs, der Verwandlung von sexueller Energie in Arbeit“ (S. 39). Wenn ich dies, was hier ausgeführt wird, bisher in Gesprächen zum Thema Zölibat behauptet habe, dann wurde ich ausgelacht (also außerhalb des Seminars). Eventuell ist das aber doch gar nicht so dumm? Ist es vielmehr ein Ansatz, wie wir Seminaristen und Priester mit dem Thema umgehen könnten? Hat mir etwa ein Buch zur neuen Weiblichkeit mehr Hilfe zum Weiterdenken und Weitergehen geschenkt, im Bezug auf das Thema Zölibat, als die bisherige Ausbildung? Wenn das so ist, na dann bin ich der Autorin sehr dankbar.

Zitate aus: Flaßpöhler, Svenja; Die potente Frau. Für eine neue Weiblichkeit. Berlin 2018.

2 Antworten zu “Zölibat – Veredelung?”

  1. Lieber Björn, das Thema Zölibat interessiert mich im Hinblick auf Priester aber auch auf Nonnen im Kloster. Ich habe einmal einen Vortrag gehört, in dem gesagt wurde, dass die Sexualität nach oben in das Herz gezogen werden soll. Dadurch kann mehr Herzensliebe entstehen. Das ist auch eine ähnliche Beschreibung wie in dem Buch. Es muss eine Umwandlung von Sexualität in Liebe stattfinden.

    Wir sind im Flieger nach Berlin und haben Verspätung.

    Liebe Grüße Christiane

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    • Danke für die Rückmeldung. Du hast das Buch auch gelesen? Diese Blickrichtung verhindert und soll es auch nicht, die Diskussion über Sinn und Unsinn des Zölibats in Verbindung mit einer Berufung, Vielmehr geht es mir darum alle, die das Zölibat als lebbar und auch als interessant zu leben finden aus einer „verrückten-Ecke“ rauskommen.

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