Heute findet sich in der FAZ ein Beitrag von Markus Schauer, Latinist der Uni Bamberg. Darin berichtet er davon, wie er der Frage nachging, ob Latein noch zeitgemäß sei, ob ein Lateinstudium noch das Richtige sei um junge Menschen für die Herausforderungen der Zeit fit zu machen. Er zeigt anhand der Frage und der Gespräche auf, dass dies der Fall ist, dass man mit dem Studiengang „Latein“ auch was für das Heute lernen kann. Ich fand die Fragestellung spannend und noch interessanter fand ich die Frage: „Könnte die weit entfernte Antike nicht auch gleichsam als ressentimentfreier gedanklicher Experimentierraum dienen, in dem auf sicheren Terrain kulturelle und gesellschaftliche Unterschiede verhandelt werden?“
Ist dies möglich, hilft uns das eventuell heute wirklich weiter? J. F. Kennedy hat damals in Berlin ebenfalls lateinische Literatur zitiert, als er sagte, dass jeder freie Mensch ein Bürger Berlins sei. Meist wird das dann abgetan mit einer anderen Zeit, mit einem anderen Bildungsstandard. Aber ist das die richtige Form damit umzugehen? Ist es eventuell nicht doch interessant, sich gerade mit den alten lateinischen Texten auseinander zu setzten um daran dann Grundzüge, Grundhaltungen und Grundbotschaften zu definieren und dann – gerade da sie eine Allgemeingültigkeit haben könnten – in den heutigen Kontext zu setzten?
Eventuell ist es nicht nur im politischen von Interesse zu sagen: Schauen wir auf die lateinischen Texte. Eventuell müssen wir auch im christlichen Denken nochmal auf die alten Texte schauen, nochmal uns mit diesen Texten auseinandersetzten und verstehen lernen, wie die Gedanken und Ideen damals zu Stande kamen um dann Grundbotschaften herauszufiltern um neu das Alte zu denken. Eventuell tut es uns heute gut, dies zu tun und damit zu lernen, dass wir Texte, Meinungen, Botschaften vergangener Zeiten nicht abtun dürfen sondern sie würdigen „müssen“. Ja, sollten wir das In den Generationen Gedachte nicht geradezu destilieren, um die Essenzen daraus auf unser Heute zu übertragen, bzw. in unser Heute einzubetten und fruchtbar zu machen.
Wäre das nicht doch wirklich ein Ansatz? Wie wäre es, wenn wir damit aufhören irgendwelche Epochen „ad acta“ zu legen und die verteufelten Meinungen der Vergangenheit mit in unser Denken hinein nehmen, um eben mehr und tiefer zu denken und gemeinsame Ergebnisse zu finden?