Israel 2017 Siebenundzwanzigster Tag

Heute hatte unser Rektor des Propädeutikum seinen „freien Tag“ und unser Regens war heute unser „Chef“. Nach der Laudes und dem Frühstück begleitete uns somit der Regens das Referat und unsere Lesezeit zum Buch Hiob. Zwei Pausen gab es heute. Eine spontane Pause und eine geplante. Die spontane entstand, da wir mit dem Regens eine intensive Diskussion hatten zur Frage „Braucht die Kirche uns Priesteramtskandidaten noch?“ bzw. „Warum sollten wir heute noch Priester werden?“ Es gab eine spannende Diskussion bei der wir auch uns über die aktuellen Diskussionen austauschten, die auch Ausgangs waren für die Diskussion. Insbesondere der Beitrag unseres Dogmatikprofessor Hoping in der Herder Korrespondenz und das Interview des Heiligen Vaters Papst Franziskus in „Der Zeit“ und viele andere Kommentare und Beiträge.

Die andere Pause hatten wir Zeit um zu einer Besichtigung zu gehen. Wir besuchten eine Ausgrabung, die im Jahr 2009 ein Haus aus der Zeit Jesu fand. Die Archäologen fanden auch das „Grab des Gerechten“ das eventuell den Heiligen Josef aufnahm. Das Haus war und er byzantinischen Zeit von einer Kirche überbaut, die wohl im Laufe der Zeit vergessen wurde. So besteht nicht nur die Frage oder die Theorie zum Grab sondern auch zum Haus selber. Das Haus dürfte Jesus wirklich gekannt haben und eventuell – wenn die Theorie der Grablege stimmt – war dies das Haus in dem Jesus mit seinen Eltern zumindest eine Zeit lang lebte. Schon ein spannendes Gedankenkonstrukt – zumindest fand ich die Schlichtheit angenehmer als jeder anderer Gedächtnisort.

Den Abend beschlossen wir wieder mit der gemeinsamen Eucharistiefeier und dem Abendessen. Heute gab es als Geschenk von unseren Nachbarn einen herzhaften Nachtisch. Da er nicht süß war konnte man ihn auch in der Fastenzeit genießen – ausserdem war er ja ein Geschenk.

Das Buch Hiob rutschte ein bisschen in den Hintergrund, aber nur ein bisschen, denn auch die Frage nach dem Grab des Gerechten – also auch die Frage danach, wer den „Gerecht“ ist, haben wir in Bezug zu Hiob stellen können. In der Reflexion haben wir einige Punkte gefunden, die uns angesprochen haben. Mich hat ganz besonders die Rolle der Freunde beschäftigt. Zu Anfang finde ich die Reaktion der Freund einfach gut. Dieser stille Beistand zu Hiob, dieses Schweigen auf dem Aschehaufen finde ich sehr gut. In den Momenten des Leid braucht es Freunde, Weggefährten und viel weniger Geschwätz. Leider versauen die Freunde die gute Grundlage indem sie in ihrer eigenen Enge die Situation des Hiob beurteilen und sich nicht öffnen zu neuen Sichtweisen. Sie erinnern mich in ihrer Selbstgewissheit und in der Menge der Rede an Menschen, die in Not und Leid allein pauschale Erklärungen und Geplapper als Trost anbieten und nicht den Respekt und den Mit-leid, den es braucht. Manchmal können Worte nicht die Situation auflösen, aber das gemeinsame Trauern, das Zuhören und auch das Erleben der Trauer, der Wut etc. – Das Buch Hiob ist hier absolut pastoral. Es kann uns zeigen, wie wir in den Notsituationen präsent sein können um Menschen in Trauer zu begleiten.

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