Israel 2017 Zweiundzwanzigster Tag

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In den heute zu lesenden Büchern stellen die Autoren oder Redakteure die Herrscher und die Propheten Israels und Judäa in den Mittelpunkt. So ist er Titel „Buch der Könige“ wirkliche sprechend, denn es geht eben um Einzelpersonen, einer gut 500 Jahre währende Geschichte des Volkes Israel und Juda, die Herrschaft ausüben.

Der Tag war somit gut gefüllt mit diesem Buch und den Gedanken dazu. Unterbrochen hab ich die Lesezeit von einem Spaziergang runter zur Basilika um dort am Angelus teilzunehmen.

Themen waren für mich heute unter anderem:

Propheten, Gesalbte und ihre Berufung
So viele einzelne Personen kommen in diesen beiden Bücher „Könige“ vor. Viele Könige und Herrscher, viele Familienmitglieder, sehr viele Propheten und Gottesmänner. Viele von Ihnen beruft Gott ganz direkt. Gott beauftragt Propheten zur Salbung von Königen, er begleitet die Könige persönlich oder durch die Beistellung eines Propheten. Er kommuniziert mit ihnen, er schenkt ihnen Aufmerksamkeit. Er nimmt Anteil am Leben dieser Menschen, er liebt aber genauso radikal verurteilt, bestraft er diese wenn sie nicht nach den Regeln Gottes, ihm wohlgefällig leben.

Auch die Propheten haben eine Berufungsgeschichte. Jeder für sich, jeder für sich hat seine eigene Rolle, seine eigene Prägung. Ja, es gibt sogar Prophetenschulen und Prophetengruppen die in diesen beiden Büchern beschrieben werden. Sie sind jene, die Herrschaft und Macht aber auch das Volk belehren und über die Wünsche, die Worte Gottes informieren.

Sie alle stehen im Kontakt zu Gott, sie alle haben den Ruf gehört und haben sich herausrufen lassen. Egal welchen Müll sie dann sich geleistet haben, egal wie sie gehandelt haben – mache sogar radikal gegen Gott – sie haben sich in Verbindung zu Gott gewusst. Sie hatten eine Welt, eine Umwelt die verstanden hat, dass es Menschen gibt, die eben in einem anderen Kontakt zu Gott stehen, als die Mehrheit. Das ist ein ganz spannendes Erfahren für mich, dass das eine Lebensform ist, eine Situation ist, die in anderen Zeiten „normal“ war.

Den Propheten fühle ich mich in einem gewissen Maße nahe. Nicht einem Elia, der ist „zu Groß“ aber so manch einem kleinen Propheten, einem Mitglied dieser Gruppen oder Schulen dann schon. Prophet sein: Einer der angesprochen ist und spricht im Auftrag des Herrn.

Herrschaft und Macht – oder Heute: Politik & Religion
Wir haben uns darauf geeinigt, dass die Demokratie die richtige Staatsform für uns ist. Churchill hat wohl mal gesagt, dass die Demokratie die schlechteste aller Staatsformen sei aber die beste, die wir gerade hätten. Wenn wir einmal die positiven Könige und der Bibel anschauen, dann stellt sich für mich schon auch die Frage, ob wir mit dieser klaren Entscheidung zu einer Form – am Besten der deutschen Version – in allen Lagen recht liegen. – Nicht, dass ich falsch verstanden werde. Ich stehe hinter der deutschen Staatsform und ich denke, dass wir hier eine gute Form haben, die passend ist für Deutschland (zum Schutz von Rechten aller Menschen) und grundsätzlich erstmal eine Grundlage bildet um keinen Unrechtsstaat entstehen zu lassen.
In der Zeit der biblischen Könige gibt es grundsätzlich keine Trennung zwischen Herrschaft des Königs und der Herrschaft Gottes. Der König steht in einer Beziehung, ja in einer Abhängigkeit zu Gott. Dies ist nicht nur bei JHWH der Fall sondern auch bei all den anderen Königreichen rund um Israel/Juda.
Gerade im Monotheismus, gerade im JHWH-Glauben hat der Gott eine so ganzheitliche Position, dass er das ist was man sich unter König vorstellen kann und der menschliche „König“ ist eher sein Stellvertreter. Eventuell deshalb ist Gott dann auch so „sauer“, wenn der König sich nicht an die Regeln hält – bzw. deshalb enden die meisten Könige in einer Katastrophe, da ihnen die Grundlage, der Bund zwischen Gott und den Menschen dann fehlt. Das Königtum hat hier eine religiöse, eine moralische Größe und wenn die schwindet (egal in welche Richtung extrem wird), dann wandelt sich das Königtum ab in eine Despotie.
Diese Strukturen, diese Prozesse, die ich hier lese, machen mich nachdenklich und fordern mich auf, einmal neu zu prüfen, was ich denn von Staat & Kirche, Macht & Moral etc. halte und wie ich das Zusammenspiel zwischen Religion und Staat mir vorstelle.

Im alten Gotteslob gibt es eine Gewissensprüfung die mich als Christenmensch sehr direkt auffordert zu prüfen (zum Gebot „Vater & Mutter ehren“), wie ich mich in Staat und Gesellschaft einbringe und ob ich meine Pflichten als Bürger und Mitmensch erfülle. Also deutet dies dahin, dass ich als Christ Sorge zu tragen habe, dass die Gesellschaft anhand des Evangelium gemessen wird. Was bedeutet, dass ich Verantwortung habe. Aber wie geht das zusammen, gerade heute wo Religion als Privatvergnügen angesehen wird und nichts für den öffentlichen Raum sein soll …?

Religionsfreiheit, Respekt und Umgang mit anderen Religionen
Der Gott Israel erlaubt keine anderen Götter in seinem Land. Keiner seines Volkes darf andere Götter anbeten. Ja auch keine Frauen aus anderen Stämmen dürfen geheiratet werden, denn sie könnten ja die Männer zu einem anderen Gott hin verführen. JHWH ist ein eifersüchtiger Gott.
Die Ausrichtung auf Gott ist absolut. Er ist Mittelpunkt, er ist jener der alles dem Menschen gibt oder geben kann.

Spontan dachte ich: Und wie ist es mit Religionsfreiheit? Wie muss ich diesen Gott der Bibel in Verbindung ansehen zu heute? Muss ich da sagen: Ich darf nicht andere Religionen im Land erlauben? Muss ich diese verbieten? Wie muss ich Umgang pflegen mit den Menschen anderen Glaubens?

Zwischenzeitlich denke ich, dass diese Themen hier nicht dazu passen. Hier geht es nicht um die Frage nach Religionsfreiheit und wenn, dann allein um die Frage, wie tief lebe ich meine Religion. In diesen Buch heißt es radikal „Nein“ zu anderen Göttern. Ein Ansatz dazu ist, dass mit diesen Göttern eher Götzen gemeint werden, also dass Gott als der Einzige ja weiß, dass es keine andere Götter gibt (sonst wäre er ja nicht Gott) und es ihm darum geht eben den Menschen klar zu machen, dass das Leben auch mit Ersatzgöttern, also Götzen besser geht, wenn dann eher nur kurzfristig, denn diese Götzen zerfallen zu Staub, denn sie sind von Menschen gemacht, nicht so Gott.

Und wenn ich jetzt das so weiterdenke, dann geht es in diesem Buch doch eher um die Frage, ob ich Gott im Leben – im ganzen Leben zulasse, oder voller Hybris mich oder Dinge zu Götzen erhebe. Ja, diese Geschichte der Könige ist schlussendlich doch allein ein Buch über die Hybris der Menschen, die der Meinung sind, dass sie wie Gott sein können. Gut sind in diesen beiden Büchern doch allein jene Könige und Menschen die es zulassen, dass Gott schlussendlich die höchste „Instanz“ ist und erkennen, dass es eben nicht nur das eigene Leben und Denken gibt, sondern eine Weisheit die eben darüber ist. Deshalb kann Salomon auch so klar diesen Wunsch nach Weisheit äußern, denn er hat es erkannt …

Irgendwie lässt sich also in diesem gut 500 Jahre dauernden menschlichen Chaos, in diesem Wirrwarr von Namen, Kriegen und Situationen einen durchgehenden Strang erkennen: Da gab es Menschen die erfahren haben – am eigenen Leib, im Lauf der Geschichte – dass es einen Gott gibt der sie liebt und der sie versorgt. Die Erkenntnis ist dann wohl eben die „Weisheit“ die angestrebt wird und die uns Menschen zum Ebenbild Gottes macht, wie es schon Genesis verspricht.

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