Heute (09.03.2017) wechselten wir von den Büchern der Geschichte zu den Büchern der Propheten. Als erstes wagen wir uns an das Buch Jesaja, was einiges an Lesezeit verspricht. Leider habe ich heute nicht alle Kapitel geschafft. Das muss ich dann irgendwann die nächsten Tag nachholen. Jesaja ist nunmal lang und intensiv.
Vieles aus dem Buch erscheint mir ja bekannt. Was einmal daran liegt, dass Jesaja das wohl am meisten zitierte Buch im Neuen Testament ist und viele Texte des Jesaja auch im Stundengebet auftauchen. Somit wandert man lesend durch teilweise bekannte Texte. Es ist auch ungemein faszinierend dieser Text. Die Autoren des Buches haben eine ungemein farbige Sprache mit wunderbaren Bildern die sehr wirkmächtig sind.
Ich könnte wieder viele einzelne Zitate benennen, die mich angesprochen haben. Das wäre aber für dieses Forum dann doch zu viel. Ich denke aber, dass einiges der Ernte aus diesem Buch mich in der nächsten Zeit noch beschäftigen wird, denn neben Deuteronomium hat mich Jesaja aktuell am meisten angesprochen.
Welche Frage mir gleich zu Anfang aufgegangen ist, ist die Frage nach den „Feinden“ Gottes, die es gilt zu vernichten. Wer sind die Feinde und was macht diese Menschen zu Feinden? Das ist die Frage. Im gestrigen Blog habe ich schon angesprochen, dass ich denke, dass eine der entscheidenden Sünden des Menschen die Abkehr von Gott ist. Ein Mensch der sich von Gott abkehrt ist wohl der schlimmste Sünder aus der Sicht des Gottes des Alten Testamentes, denn er zerstört das Leben das Gott in der Schöpfung geschenkt hat. Gott verneinen, bedeutet hier die Schöpfung, den Menschen verneinen und was ist schlimmer als den Menschen zu negieren, weiter gedacht ist das noch heute eine der größten Sünden, eigentlich der Grund für Hass, Rassismus und Negierung und somit Zerstörung des Menschen.
Was einem die ganze Zeit im Buch begegnet sind die anderen Götter. Es geht immer wieder darum, dass der Mensch andere Götter anbetet. Es sind Götter die der Mensch sich macht. Jetzt habe ich am Anfang immer gedacht es geht um Götter die neben Gott stehen, aber das geht ja nicht. Gott wird ja nicht eifersüchtig sein auf etwas was es nicht gibt, denn wenn es andere Götter gibt, dann gibt es ja diesen Gott nicht. Bei der Erwähnung der Götter geht es aber immer um Statuen, Bilder etc., die die Menschen machen, aus Gold, aus Holz und die dann auch irgendwann zerstört werden, umfallen oder vernichtet werden. Es geht also, wenn ich das recht verstehe um Götzen, um das Anbeten von menschlich geschaffene Produkte. Wenn das so ist, dann kann ich dieses alles besser verstehen. Es geht also darum, dass der Mensch voller Hybris sich etwas schafft an das er sich anhängt, an das er sein Herz ganz hängt und somit alles andere (insbesondere Gott verdrängt und sich so per se dem Tod zuwendet). Da kann ich dann die Aufregung verstehen und kann dieses Problem auch in mein aktuelles, in unser aktuelles Leben „mitnehmen“. Ist es doch ein allgemein bekanntes Thema, dass auch wir uns Götzen schaffen, denen wir uns ganz verschreiben. Also Abhängigkeiten schaffen, die unser Leben einengen, es reduzieren und uns in einem gewissen Rahmen selbst töten. Abhängigkeiten, ob von Drogen, von Statussymbolen oder anderen Dingen schafft eine Mauer um uns herum, es verdrängt das Leben, das Leben mit den Mitmenschen, es ersetz die lebendige Liebe gegen eine stumpfe nur scheinbare Liebe, die nichts mit dem Leben zu tun hat.
Das Schönste am Buch Jesaja sind die immer wiederkehrenden Zusagen: Fürchtet euch nicht! Die Dramen des Versagen des Menschen, verbunden mit den Strafen oder anders gesagt mit dem Ertragen der Folgen straffen sich und Jesaja steht zur Seite und sagt: Schau, es geht vorüber, du hast da jemand der darauf achtet, dass alles erträglich wird, dass du ein gutes Leben hast, wenn du dich wieder dir selbst und dem Leben/der Liebe also Gott selber zuwendest. Das ist das Schöne an dem Buch, die Zusage: Das leid ist endlich, die Freude aber nicht! Damit lässt es sich leben, denn wie auch gestern: Es geht auch hier nicht um eine fiktive Geschichte in dem Sinn, sondern um in menschliches Wort und Bilder geprägte Erfahrungen zwischen Gott und dem Menschen.
In 14,7 gibt es eine Stelle, die mich ganz besonders auffordert sie umzusetzen oder sie in mein weiteres Leben mitzunehmen. Wenn ich das recht verstehe geht es hier darum, dass der wirkliche Lobpreis zu Gott zuvor Ruhe und Stille braucht. So ist dies hier die Aufforderung, dass ich noch mehr üben muss um schnell und immer schneller in einen Ruhezustand zu kommen, gerade bei Gottesdiensten oder bei anderen Gebetszeiten um aus vollen Herzen Gott zu loben. Ich weiß das schon lange, aber es ist für mich einfach noch immer schwer bzw. weitaufwendig in einen Ruhezustand zu kommen. Andere können so irgendwie einen „Hebel umlegen“ und schon sind sie ruhig und können in das Gebet wechseln. Ich brauch da eine Vorlaufzeit …
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