Israel 2017 Einundzwanzigster Tag

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Am Anfang der Blogserie zur Israelreise habe ich mit dem Ausschreiben der Tage begonnen und nun schreibe ich: Einundzwanzigster Tag – schaut irgendwie ungewohnt aus. Meist schreibt man bis zur Zahl Zwölf aus, aber danach nicht mehr … aber egal, kommen wir zum heutigen Tag:

Wir sind wieder in Nazareth und somit im gleichen Rhythmus zurück, wie in den ersten Tagen hier. Feste Zeiten sind die gemeinsame Laudes um 07:45 Uhr, Frühstück danach, dann um 09.00 Uhr das Impulsreferat zum Buch der Bibel und am Abend noch die beiden festen Zeiten 17:00 Uhr mit der Reflexion und 18:00 Uhr mit der gemeinsamen Eucharistiefeier. Danach gibts dann Abendessen.

Heute hatten wir die beiden Bücher 1. + 2. Buch Samuel auf dem Leseplan. Der Kollege führte gut, kurz und prägnant in die Bücher ein, dabei ging es um Autorenschaft, Entstehung, Inhalt/Aufbau, Theologische Hauptaussagen und Rezeption der beiden Bücher. Diese Themen sind Grundlage für alle Referate in diesen Tagen.

Die Samuel-Bücher sind echt angenehm zu lesen. Endlich mal eine „Geschichte“ die ein bisschen flüssig ist und bei der mehr geschieht als Wiederholungen. Das mag ein bisschen despektierlich klingen, ist nicht so gemeint und doch lesen sich diese Bücher einfach irgendwie angenehmer als die fünf Bücher der Thora.

Was fiel mir auf bei diesen Büchern:
1 Sam 1,12: Hier hat mich ein bisschen verwirrt dass der Richter Eli, ein Gottesmann, nicht erkennt, dass Hannah betet. Er hält sie für betrunken.
1 Sam 2: Das Lied der Hannah ist wunderschöne Poesie- gefällt mir sehr gut und fällt in diesem Text auf.
1 Sam 2,17: Die Söhne des Elia handeln gegen Gott, weil sie das Opfer mit Verachtung behandeln. Spannende Aussage, gerade wenn ich mich Frage, was das für unseren Opferbegriff = Eucharistie bedeutet. Wie gehen wir mit unserem Opfer um? Wie behandeln wir die Menschen mit denen wir die Liturgie feiern, an denen wir den Dienst ausüben im Auftrag des Herrn?
1 Sam 3,1: Damals gab es wenige Worte des HERRN an die Menschen und wenige Visionen – Na wenn das was da geschehen ist schon wenig ist, was ist dann das heute? Oder haben wir einfach wirklich nur beschlossen, dass es sowas heute nicht mehr gibt? Haben wir verlernt Propheten zu erkennen, oder anzuerkennen? „Erlauben“ wir es überhaupt noch, dass jemand mit Gott im Dialog ist. Wie schwer ist es ja schon für mich laut auszusprechen, dass es da einen Kontakt gab und gibt, dass ich mich da angerufen fühle und somit ja irgendwie aus der „Masse“ (was immer das auch sein mag) herausfalle. „Dürfen“ Priester bzw. halt Seminaristen sowas sagen und bekennen oder gilt auch hier der Satz von Helmut Schmidt: Wer Visionen hat sollte zum Arzt gehen???
1 Sam 3: Berufung des Samuel: Die Geschichte lese ich immer wieder gerne. So viele Fragen ergeben sich hier, so viele Bestätigungen finde ich hier. Berufen sein, den Ruf hören, das ist nicht leicht. Es ist wie aus einem Schlaf aufwachen und sich nicht sicher sein, ob ich was gehört habe.
1 Sam 9,1 und an anderen Stellen auch bei David: Die Gesalbten, die Herausgerufenen, sind „schön“, von schöner Gestalt, groß und was besonderes.
Auch die Frage woher die Herausgerufenen kommen. So zum Beispiel auch in 9,21 f. Saul aus dem Stamme Benjamin, also dem kleinsten Stamm .
1 Sam 10,11 ff. Wer ist denn schon deren Vater? – Die Stelle erinnert mich an die Frage, wie die Gesellschaft einen aus ihrer Mitte annimmt, wenn er Priester/Prophet/Gläubig ist.
Was mich ganz besonders angesprochen hat, ist die Stelle 1 Sam 15,22: „Gehorsam ist besser als Opfer“. Ein gottgefälliges Leben ist also erstmal entscheidend und nicht die Einhaltung aller Kultregeln.
Was eventuell neu ist in diesem Buch, in dieser Zeit ist der Hinweis in 1 Sam 16,7 mit: „Gott sieht nämlich nicht auf das, worauf der Mensch sieht. Der Mensch sieht, was vor den Augen ist, der Herr aber sieht das Herz

Was für David immer wieder entscheidend ist, ist die Rolle des Gesalbten. Wie geht der Mensch mit dem Gesalbten um. Ist der Gesalbte noch immer der Gesalbte, auch wenn er Fehler macht und sogar gegen Gottes regeln handelt? Hier geht es doch um die Immunität des Königs, des Herrschers eventuell auch des Despoten.

Noch immer sprechen mich die Stellen in den Bibeltexten ganz besonders an, in denen es um Berufung geht, um die Frage wie ein Mensch herausgerufen wird, wie er sein muss, was er tun muss und wie Gott zu ihm dann steht. Es ist fast so wie ein abgleichen. Ich erwische mich dabei, Schablonen zu erstellen um zu schauen ob ich da irgendwie „reinpasse“. Ob ich irgendetwas vergleichbares erlebt habe bzw. ob das, was ich erlebt habe, mit meinem Gott, irgendwie in diese Geschichten hineinpasst, bzw. vergleichbar ist. Ich merke daran, dass ich wohl noch immer ängstlich bin im Bezug auf meine Berufung, noch immer mich nicht ganz fallen lassen kann.

Es ist aber auch die Frage, wie denn mein Leben aussehen darf zwischen völligem Vertrauen in die Handlung Gottes und aufs er anderen Seite in das Ausleben der Charismen, der Gnadengaben die mir Gott gegeben hat.

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