Dietrich Bonhoeffer schrieb seine Verlobten einst in einem Brief folgende Worte:
„Es ist, als ob die Seele in der Einsamkeit Organe ausbildet, die wir im Alltag kaum kennen. So habe ich mich noch keinen Augenblick allein und verlassen gefühlt. … Ihr alle, … Ihr seid mir immer ganz gegenwärtig. Eure Gebete und guten Gedanken, Bibelworte, längst vergangene Gespräche, Musikstücke, Bücher bekommen Leben und Wirklichkeit wie nie zuvor. Es ist ein großes unsichtbares Reich, in dem man lebt und an dessen Realität man keinen Zweifel hat. Wenn es im alten Kinderlied von den Engeln heißt: ‚zweie, die mich decken, zweie, die mich wecken‘, so ist diese Bewahrung am Abend und am Morgen durch gute unsichtbare Mächte etwas, was wir Erwachsenen heute nicht weniger brauchen als die Kinder.“ (Brautbriefe Zelle 92: Dietrich Bonhoeffer, Maria von Wedemeyer 1943–1945. S. 208.)
Nun ist das, was Bonhoeffer damals erlebte, mit nichts zu vergleichen, was wir erleben. Und doch kann ich, angesichts der Erlebnisse und Erfahrungen im letzten Jahr, mich mit diesen Worten identifizieren, denn auch ich darf dankbar sein. Nach zwei Jahren in denen sich alles verändert, was ich mir vorgestellt hatte, kenne ich keine Minuten in der ich mich alleine fühlte, in der ich mich hoffnungslos fühlte. Das habe ich Gott zu verdanken, das habe ich all jenen Menschen zu verdanken, die in ganz besonderer Weise ihr Leben mit mir teilten.
In diesem Sinne freue ich mich auf das Jahr 2021, denn ich weiß, ich werde mich auch im nächsten Jahr geborgen fühlen, auf den Schwingen meines Gottes und in den Herzen und Armen meiner Freunde.