Seit dem 30. Juni und noch bis zum August 2021 findet sich in der ZDF-Mediathek ein Film mit den ersten Bildern der Nachkriegszeit.
1945, schon im Mai flogen wieder amerikanische Bomber über Deutschland. Diesmal nicht um Städte zu bombardieren sondern als touristisches Angebot für die Armeemitglieder. Auf zwei Routen, und in über 2000 Flügen, sahen die teilnehmenden Personen unter dem Namen „Trolley-Mission“ die Ergebnisse des Bombenkrieges. Städte, die Mondlandschaften und unbelebten Kratern glichen, sind auf damals gemachten Bildern und Filmaufnahmen zu sehen. Eine Stadt, die besonders dabei in den Blick kommt ist Düren (NRW). Die Stadt wurde zu 99% zerstört und trotzdem, auch wenn es sich hier um eine „zu Staub zermahlene Stadt“ handelte, begann schon gleich nach dem Krieg hier wieder das Leben und der Aufbau.
Weitere Aufnahmen die in diesem Film gezeigt werden sind jene von der Hobby-Filmerin Elisabeth Wilms aus Düsseldorf. Ihre Aufnahmen aus den ersten Wochen und Monaten der Nachkriegszeit werden in diesem Film vorgestellt und als erste deutsche „Bewegtbilder“ nach dem Krieg angesehen, die einen unverstellten Blick auf den Alltag in Trümmern bieten.
Als dritter Aspekt greift der Film eine amerikanische Wirtschaftsdelegation auf, die 1947 Deutschland besucht und den wirtschaftlichen Zustand Deutschlands untersucht. Dabei zeigt der Film, das die Delegation erkannte, dass zwar die Städte stark zerstört waren aber nicht die Wirtschaftseinrichtungen. Die deutsche Wirtschaftskraft war nach dem Krieg sogar höher als 1936. Die Förderung dieser Wirtschaft ab Herbst 1947 ist ein Grundstein für den schnellen Aufbau.
Unter dem Thema Aufbau lässt sich der vierte Themenkreis des Filmes benennen. Einmal geht es hier um den Mythos der Trümmerfrauen, genauer um die damals entstandene Bilder dieser Frauen, die – zwischenzeitlich bekannt – oft gestellte Aufnahmen sind. Zwar gab es Trümmerfrauen, die Aufnahmen dieser Frauen kann man aber in der Kleidung unterscheiden. Auch waren das oft keine unbelasteten Persönlichkeiten. Es waren Aktionen, die den Frauen Lohn /Lebensmittelkarten verschafften und/oder (so in München) Sühne und Strafarbeiten die die Frauen des NS-Systems abzurichten hatten (Urteil Spruchkammer). Auch wenn das heroischen Bild der klassischen Trümmerfrau der Schulbücher so nicht stimmen mag, waren die Frauen damals Trümmerfrauen, die große Leistungen vollbrachten, denn sie waren es, die den Trümmeralltag bewältigten und meisterten.
Die Aufbauarbeiten der verschiedenen Städte werden teilweise im Film weiter angesprochen. Am zentralsten jedoch die Prozesse in Frankfurt, die nicht gleich Menschen in die Trümmer schickten sondern einen strukturierten Plan des Aufbaus entwickelten, bis hin zur Gründung einer städtischen Trümmerverwertungsfirma, die aus dem Schutt neues Baumaterial produzierte.
Der Film besticht mit seinen Aufnahmen, sowohl jene in schwarz-weiß wie in Farbe. Er bietet Einblicke in eine ganz eigene Zeit und in einen Lebensalltag, der uns heute unvorstellbar erscheint. Die Bilder die wir hier sehen sind uns so fremd wie jene aus aktuellen Kriegsgebieten. Das Aufgreifen der verschiedenen Themen, die Tourismusflüge, Aufbaumaßnahmen, Trümmerfrauen, Schwedenspeissung in Hamburg, Themen des Kriegsende, Wirtschaftskraft und viele sonstige Fakten mehr führt aber dazu, dass der Film fast überladen erscheint und kaum inhaltlich in die Tiefe geht. Eventuell wäre es schöner gewesen, wenn man hier den Bildern mehr Zeit für eine eigene Sprache gegeben hätte.