Veränderung II.

Ja, wir müssen an vielen Stellen umdenken. In meinem beruflichen Umfeld werden gerade viele Veranstaltungen, Sitzungen und Konferenzen abgesagt. Das schafft zuerst mal eine richtig blöde Situation. Sitzungen und Konferenzen sind ja nicht zum Selbstzweck, sondern aufgrund von Prozessen, und die werden behindert, Vorgänge werden schwieriger, ja auch über den Haufen geworfen – ganz viel Probleme und neue Arbeiten kommen dazu.

Ich persönlich finde es ganz schlimm, dass durch die Maßnahmen sich auch die Beziehungen verändern und Kommunikationsebenen unterbrochen oder abgebrochen werden.

Aber weil jetzt so viele Fragen kommen, weil jetzt so viel sich verändert, stellt sich eine zentrale Frage, wie wir uns neu strukturieren müssen, dass eine solche Epidemie in Zukunft nicht wieder so unser gesellschaftliches und wirtschaftliches Leben lahmlegt. Wie muss sich unsere Gesellschaft verändern, dass wir unabhängiger werden. Eventuell liegt gerade die Antwort in der Frage in einer scheinbaren neuen Abhängigkeit: Der Digitalität und der neuen Kommunikationsformen.

Das Paradoxe dürfte darin liegen, dass wir uns noch mehr mit dem beschäftigen müssen, was uns in neue Formen einfügt, aber uns daraus heraus eventuell eben auch mehr Möglichkeiten entstehen.

Ich mache mir gerade Gedanken darüber, wie wir eine geplante Tagung eventuell mit Technik doch noch teilweise stattfinden lassen können. Klar Telefonkonferenz, aber reicht das? Was kann man da noch machen, was kann man da noch nutzen, das einfach ist, das nicht mehr Probleme schafft als löst … gerade in einem Umfeld, das eben noch nicht daran gewöhnt ist. 

Gerade mit Telefonkonferenzen, mit Videokonferenzen eröffnen sich neue Räume, die etwas verändern, was gerade erst angefangen hat. Die Generation „Messenger“, die lieber textet als telefoniert, könnte sich hier nochmal verändern. 

Auch andere Aspekte sind positiv. Wenn wir erkennen, dass wir einige der vielen Sitzungen und damit Dienstreisen und Kosten und klimafeindliche Aspekte gar nicht brauchen, sondern ein gutes Telefonat, eine gut geplante und von der Infrastruktur machbare Videokonferenz, uns genauso weiterbringt, dann wäre das doch schon ein gutes Ergebnis. 

Oder wenn wir in den nächsten Wochen auf schnelle Reisen, Abendveranstaltungen, Einkaufbummel, Freizeitaktionen verzichten, dann könnte doch damit ein Raum entstehen, der die Frage zulässt: Was brauche ich davon eigentlich. Und wenn wir jetzt eventuell plötzlich mehr mit Familie, engere Freunde oder den Partnern verbringen und merken, dass das auch seine schönen Seiten hat – ist das eventuell der „Anfang einer (neuen) Freundschaft“?

Eventuell gibt’s da noch so ein paar Punkte, die sich nun ergeben und die uns dazu führen über manche Dinge in unserem Leben nachzudenken. In dem Fall nicht: „Ist das Kunst oder kann das weg“ sondern „Schafft das Leben oder kann das weg“?  

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