Es ist wie eine Überschrift meiner Tage hier, die ganz plötzlich auf mich zukam, heute Morgen. Das Wort des Zelebranten hat mich getroffen und mich erschüttert. Seine Predigt war kurz und er meinte – erst in deutsch und dann in spanisch – wenn wir von den heutigen Texten der Liturgie etwas behalten sollten dann das: „Richte dich auf, denn Gott wirkt/arbeitet in dir“.
Das sind deshalb großartige Worte für mich, da sie eben hier, in Spanien, in deutscher Sprache, fast direkt an mich gesprochen waren. Es sind deshalb großartige Worte für mich, da ich im Jahr 2019 (zuerst unfreiwillig) Abschied nahm von Menschen, die mir eben gerade immer und immer wieder klar machten, dass das, was ich bin, keinen interessiert. In ganz vielen Handlungen, aber auch in Worten wurde das was und wer ich bin negiert. Subtil und wahrscheinlich noch nicht einmal ganz bewusst bösartig, aber mit System.
Als ich zu Weihnachten 2016 in Rom war sagte mir ein geistlicher Freund damals im Gespräch, dass es auf meinem Entwicklungsweg der nächsten Jahre nicht ganz so einfach sein wird, weil ich an vielen Punkten schon sehr weit wäre und das, was geändert werden müsste, ganz kleine Schritte sind, aber ganz tiefe und intensive. Er forderte von mir, dass ich genau hier aktive Hilfe einforderte. Er forderte von mir genau hier ganz viel Kraft und Motivation weiter zu gehen.
Aber er konnte nicht ahnen, dass ich mich in einem Umfeld befand, das für diese Ratschläge nicht gut war. Ein Umfeld, das mir nicht die Hilfe gab, die ich brauchte. Und heraus kam die Tatsache, dass ich von Woche zu Woche, von Monat zu Monat mich immer wertloser, schwächer, dümmer und unwichtiger empfand. Das was ich konnte, das was ich machte, war nichts wert und statt Demut waren andere Formen gewünscht. Und das schlimmste: Ich machte mit, akzeptierte und hatte Angst, die mich lähmte.
Und nun steht da ein Pater der sagt so was und dann noch in deutscher Sprache. Wie kann ich mich aufrichten, wenn ich am Boden liege?
Aber er hat recht. Gott arbeitet und wirkt in mir. Mit Gott konnte ich das lernen, was ich kann, mit ihm und dank ihm. Die Berufung zum Priester umfasst auch ein ganz genaues Apostolat in dem er mir Gaben, Eigenschaften, Kompetenzen und Charismen geschenkt hat. Dank ihm waren die Menschen da die ich brauchte. Dank ihm kann ich das Überstehen, was ich an Schmerzen erlebe in dieser Welt, durch Mitmenschen. Er hat mir auch dafür was gegeben: Kraft und meinen Glauben.
Und ja, der Pater hat recht. Ja ich kann aufstehen, denn ich bin Christ, ich bin Gottes geliebtes Kind, mit all seinen Schwächen und guten Eigenschaften, ich bin ein Diener der in Freiheit die Berufung leben kann. Aber es wird dauern, bis ich mich wieder ganz aufrichte. Und genau in dieser Situation merke ich, dass ich auf die Ankunft hoffe. Ich hoffe, dass dies der letzte Advent ist!