Natale di Roma

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„Lebenspendende Sonne, du kannst wohl nichts Größeres erblicken als die Stadt Rom.“ – So sang schon Horaz in seinen Carmen saeculare (9, 11 f). Da war die ewige Stadt gerade mal gut runde 755 Jahre alt. Also noch ein junges Mädchen. Heute ist die Stadt zwar älter. Sie hat auch schon so manche Falten, Brüche, Runzeln, aber sie ist noch immer die Stadt, die es schafft mit einem Sonnenstrahl zur schönsten Stadt der Welt zu werden. Wo schnurren sonst die Katzen in der Mondnacht so lieblich wie wenn es Liebeslieder wären. Wo kleiden sich Männer und Frauen – und auch die der Kirche – so stilvoll und so voller Lebensfreude. Wo sind die Mädchen schöner, wo der Wein lieblicher, wo der Müll größer und wo die Schönheit neben der Hässlichkeit näher …. Rom, ja du bist eine Stadt, die kann man nur lieben oder hassen.

Feuerbach schreibt: „Bei dem Namen Rom hört alles Träumen auf, und die Selbsterkenntnis fängt an. Die alte Zauberin weist jeglichem Menschen seinen Platz an. Mein hiesiger Aufenthalt ist eine Entwicklungsgeschichte.“ – Das kann ich bestätigen, das hat die alte Dame auch bei mir getan. Sie hat mich den Zauber der Weltkirche, des Glaubens als Glauben selbst, inmitten der Fülle, leben gelernt. Sie hat mir gezeigt wohin ich gehöre. Sie hat mir auch gezeigt, dass die einzige wirkliche Liebe die ist, die auch die Trennung erträgt. Rom war und ist die Stadt meiner Träume, der Ort an dem ich in einzigartiger Form glücklich war und sie ist somit auch Sinnbild der Vergänglichkeit. Nie wieder werde ich ein Rom erleben wie ich es erlebt habe und noch oft werde ich ein großartiges „Nachhausekommen“ erleben und da freue ich mich drauf. Selbsterkenntnis, das ist es, was man in dieser Stadt lernt, in der Diskussion mit ihr, mit der Geschichte mit der ganzen bekannten Welt. Rom als Hauptstadt der katholischen Kirche, ja, aber noch mehr als Hauptstadt des Wissens. Hier lernte ich was es bedeutet: Initium sapientiea timor domini.

Ich bin noch jung um das abschließend zu sagen, aber ich zitiere Goethe gerne mit diesem Satz: „Ich kann sagen, daß ich nur in Rom empfunden habe, was eigentlich ein Mensch sei. Zu dieser Höhe, zu diesem Glück der Empfindung bin ich später nie wieder gekommen.“

2 Antworten zu “Natale di Roma”

  1. Lieber Björn,

    Selbsterkenntnis zu finden in dieser Stadt, finde ich gar nicht so einfach, weil alles so viel und bunt ist. Selbsterkenntnis kommt ja von Dialog, oder? Den Dialog hast Du wohl besonders gespürt.

    Liebe Grüße, schönes Wochenende, Christiane

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    • Ja, Dialog aber in so vielen Bereichen. Die Stadt „spricht“ ja mit einem. Und dann die vielen Menschen, verschiedener Nation, Religion, Einstellung, Berufe und Blickwinkel … . Und dann die Literatur die ich im Kontext der Stadt gelesen habe – all das führt ja zu neuen Denkweisen, zu neuen Horizonten zu neuen Dialogen. Es ist einfach faszinierend, was die Stadt mit einem anstellen kann.

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