Im Jahre 1953 entschied die Knesset, dass es in Erinnerung an die Shoa ein Erinnerungszentrum geben solle, das neben einer Ausstellung dafür Sorge zu tragen hat, dass die „Namen“ jener Menschen nicht vergessen werden, die in der Shoa ermordet wurden. Der Naziterror hat zwar hier in dieser Welt etwas „erreicht“ er hat Schrecken und Tod verbreitet, aber das Ziel des radikalen Todes, die Juden in ihrer Gänze als Volk zu vernichten wurde nicht erreicht. Die Menschen die leiden mussten sind nicht vergessen und nicht aus der Geschichte ausgemerzt.
Diese im Gesetz definierte Auftrag zeigt sich auch im Namen der Einrichtung selber, der sich auf einen Bibelvers bezieht. In Jes 56,5 heisst es: Ihnen allen errichte ich in meinem Haus und in meinen Mauern ein Denkmal, ich gebe ihnen einen Namen, der mehr wert ist als Söhne und Töchter: Einen ewigen Namen gebe ich ihnen, der niemals getilgt wird“ – Und darum soll es hier gehen; Sorge zu tragen, dass die Namen nicht vergessen werden.
Zur Shoa wurde sehr viel schon gesagt. Sehr vieles wurde dazu auch schon missverstanden. Somit halte ich mich auch so weit als möglich zurück. In tiefer Trauer und Respekt habe ich die Stunden in diesen Räumen erlebt. Nie wieder! Da sollte jeder in seine Gehirnwindungen schreiben, wenn er sich im Rahmen dieses Besuchs daran erinnert, was Menschen anderen Menschen antun können. Yad Vashem ist für mich jedoch mehr als ein bloßes Erinnern. Yad Vashem ist ein Auftrag nicht zu vergessen in Respekt gegenüber jenen Menschen die in der Shoa gestorben sind, aus Respekt vor allen Menschen, damit so etwas nie wieder geschehen wird.
Hier in diesen Räumen gehört für mich auch der Liedtext von Shalom Ben-Chorin der nicht bei einer Trauer stehen bleibt die einengt sondern die Trauer weitet in eine Hoffnung, in ein Wissen, dass wir auch trotz der grauenhaften Ereignisse eine Zukunft besteht – in Gott:
Freunde, dass der Mandelzweig wieder blüht und treibt,
ist das nicht in Fingerzeig, dass die Liebe bleibt?
Dass das Leben nicht verging, so viel Blut auch schreit,
achtet dieses nicht gering in der trübsten Zeit.
Tausende zerstampft der Krieg, eine Welt vergeht.
Doch des Lebens Blütensieg leicht im Winde weht.
Freunde, dass der Mandelzweig sich in Blüten wiegt,
das bleibt mir ein Fingerzeig für des Lebens Sieg.
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