Zwei Bücher zu Israel

So viele Bücher rund um Israel habe ich schon gelesen. Zwei davon haben mich ganz besonders geprägt: 

Amos Oz: Eine Geschichte von Liebe und Finsternis 

Am Ende meiner „zweiten Schulzeit“, nachdem ich drei Jahre Hebräisch gelernt hatte, gab es die Möglichkeit nach Israel zu reisen. Im Gepäck ganz viele Vorinformationen aus der Bibel, aus den Nachrichten und dazu ein Buch.  Es war das Buch Eine Geschichte von Liebe und Finsternis von Amos Oz. Mit ihm lernte ich auf meiner ersten Israelreise das Land kennen: mit seinen Lebenserfahrungen, mit denen seiner Familie und solchen von geflüchteten Literaten und Philosophen, geprägt von den großen Ideen für das neue Heimatland Erez Israel und all den gescheiterten Hoffnungen der Einwanderer-Generationen. Oz erzählt Geschichte und Geschichten, von Europa, von Israel in der Mandatszeit bis zum damaligen heute (Stand 2007), von einem Sehnsuchtsleben im Kibbuz, und er präsentiert uns eine (untergegangene) Welt des Geistes mit all jenen Personen, die ich aus dem Hebräischunterricht kannte, die damals im Regal im Wohnheim standen: Samuel Agnon, Martin Buber, David Ben Gurion, Josef Klausner und so viele andere und mit all ihren Ideen und Werken. 

Und dann kam einige Jahre später eine Reaktion auf dieses Buch heraus, wieder ein Buch aus Israel, diesmal von einem palästinensischen Autor, der uns seine Lebensgeschichte an die Seite von Amoz Oz stellt: 

Sari Nusseibeh: Es war einmal ein Land. Ein Leben in Palästina. 

Sein Buch Es war einmal ein Land erschien für den palästinensischen Philosophen, Weltbürger und Präsidenten der Al-Quds-Universität in Jerusalem (bis 2014) als zwingend notwendig für einen zukünftigen Frieden. Denn im Unwissen über den anderen sieht Nusseibeh einen Kern des israelisch-palästinensischen Konflikts, und nur wenn Israelis und Palästinenser ihre Nachbarn kennen, können sie auch miteinander leben. Daher erzählt er so ausführlich von seinem Leben, das nur wenige Meter vom Lebensort von Amos Oz entfernt sich abspielte und doch so ganz anders war. Nusseibeh, ganz der Vernunft verpflichtet, reagiert auf die Ideen, die wir bei Oz kennenlernen und schreibt sie aus seiner palästinensischen Sicht weiter. Ja, er erzählt uns auch von all jenen Versuchen, diese als Berater und Politiker umzusetzen.

Beide Bücher zusammen bereichern sich gegenseitig und werfen in einer feinsinnigen, literarisch hochwertigen, traurigen und humorvollen Weise einen wichtigen Blick auf die Gesellschafts- und Politikgeschichte Israels. Sie erzählen uns, warum dieses Thema uns auch heute angeht und warum es sich lohnt, die insgesamt rund 1200 Seiten zur Hand zu nehmen. 

Amos Oz: Eine Geschichte von Liebe und Finsternis. Suhrkamp Verlag.

Sari Nusseibeh: Es war einmal ein Land. Ein Leben in Palästina. Suhrkamp Verlag.