Wirtschaft, Arbeitslosigkeit, Zukunft

Es ist doch schon verwirrend, wenn man die Nachrichten verfolgt. Auf der einen Seite Einbruch der Wirtschaft, Arbeitslosigkeit und Konkurse und auf der anderen Seite Millionen- und Milliardengewinne von Unternehmen.

Dass es nicht immer in der Wirtschaft „bergauf“ gehen kann ist eine Binsenweisheit, die nicht zuletzt 2009 immer wieder genannt wurde. Das ist also eine Wirklichkeit. Die andere Wirklichkeit ist aber, dass sich in Zeiten von Corona zeigt, wie groß der Abstand von Arm und Reich ist, wie groß die Probleme in unserer Gesellschaft sind, wie sehr verschiedene Industrie- und Wirtschaftszweige seit Jahren eigentlich nur am Tropf hängen.

Manche Unternehmen versuchen aktuell ihre Mitarbeiterentlassungen, die ganz unpersönlich immer als Stellenkürzungen daherkommen, in den Kontext von Corona zu stellen. Das ist aber selten die Wirklichkeit. Corona hat meist nichts verändert sondern nur sichtbar gemacht, was eh schon lange passieren hätte müssen.

Für mich bleibt als erstes jedoch eines im Blick: Es gibt immer mehr Arbeitslose. Was ist die Antwort darauf? Hier geht es nicht um Zahlen oder Statistiken sondern darum, dass Menschen erfahren müssen, dass ihre Arbeitsleistung nicht gebraucht wird, In einer Gesellschaft, die auf Produktion ausgerichtet ist, erleben diese Menschen diese Situation auch als eine Botschaft die sagt: Ich bin nicht erwünscht/nichts wert/, … das darf nicht sein. Das zerstört die demokratische Gesellschaft.

Ganz pragmatisch denke ich: Es werden in den nächsten Jahren noch sehr viele weitere tausend Menschen arbeitslos. Corona hat eines beschleunigt: die digitale Transformation und die Notwendigkeit diese anzuerkennen. Die Folge daraus: ein viel schnellerer Wandel in der Arbeitswelt als erwartet und damit ein verschwinden verschiedener Arbeitsstellen und weitere Probleme.

Die digitale Transformation der Arbeitswelt führt dazu, dass bisher vom Menschen vorgenommene Arbeit, ja auch ganz besonders schlichte Denkprozesse und Reaktionen nun von Technik übernommen wird. Damit verlieren sehr viele Menschen ihren Arbeitsplatz. Dazu kommen noch all jene Menschen, die aus verschiedenen Gründen nicht befähigt sind (gewollt o. ungewollt) mit digitalen Prozessen und mit der notwendigen Technik umzugehen. Auch diese sind in der Arbeitswelt nur noch bedingt einsetzbar.

Manche Menschen sagen, dass dieser Zustand vorübergehend ist. Dass hier eine Generation in der Arbeitswelt abtritt und der Wandel „nun mal so ist“. Das stimmt, so denke ich, nicht ganz. Gerade auch das aktuelle Schulsystem „produziert“ Arbeitskräfte, die jung sind und trotzdem genauso kaum einsetzbar sind in einer Arbeitswelt der digitalen Transformation.

Das bedeutet doch, dass wir einmal für eine ältere Generation oder eine aktuelle Generation die noch nicht befähigt ist in den veränderten Prozesse zu arbeiten, etwas tun müssen und dass wir uns Gedanken darüber machen müssen, dass auch in den nachfolgenden Generationen Menschen sein werden, die eben nicht alle IT-Fachleute, Akademiker und Co. sein können.

Die Antwort darauf kann nicht sein, dass wir wie bisher arbeitslose Menschen gesellschaftlich wie wirtschaftlich an den Rand drängen. Wer hier stehen bleibt oder im besten Falle nach Subventionen für die aussterbenden Arbeitsbereiche schreit, ist schlussendlich zynisch. Genauso zynisch ist es, wenn die schwindenden Arbeitsplätze pauschal mit neuen Arbeitsplätzen gegengezeichnet werden.

Aber was ist die Antwort? Eine allein wird da nicht reichen, oder? Gerald Hüther sieht in seinem neuen Buch #education for Future mehrere notwendige Ansätze. Eine Veränderung der Mentalität der Arbeitswelt, Formen des einheitlichen Grundgehaltes, Steigerung des Image einzelner Arbeitsbereiche und ein doch fast radikaler Umbau des Bildungs- und Ausbildungskonzeptes in unserer Gesellschaft.

Das würde in vielen Bereichen ein grundsätzliches Umdenken verlangen. Sind wir dazu bereit, haben wir politische und gesellschaftliche Akteure, die offen und innovativ die Zukunft gestalten wollen, haben wir die Akteure in Gesellschaft, Staat und Kirche die es braucht um eine neue soziale Marktwirtschaft zu installieren?

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