„Wir sind nicht dazu geboren arm zu sein“ – sagt gleich zu Anfang des vorliegenden Filmes „Eine Geschichte der Armut“, Notker Wolf, selbst Benediktiner und zeigt damit, dass Armut unterschiedlich gewichtet ist, bzw. Armut eben nicht gleich Armut ist.
Nach einer ersten kurzen Nennung verschiedener Definitionen von Armut wird das Filmthema biblisch grundgelegt. Was steht dazu im Neuen Testament? Die Seligpreisungen werden hier genannt, (vgl. Lk 6,20, aber auch Mt 5,1 f.). Die unterschiedlichen Hervorhebungen der Gegensätze Arm – Reich werden angesprochen und die in der Apostelgeschichte zu findende Gütergemeinschaft (vgl. z. B. 4,32 – 5,11) wird vorgestellt. Nach der biblischen Grundlage wird das Thema der Armut und Gütergemeinschaft chronologisch anhand verschiedener christlicher Bewegungen untersucht: bei Benedikt und seinem Orden, Franziskus und den auf ihn sich berufenden Gemeinschaften und als dritte Stufe bei den Schulschwestern am Beispiel von Mary Ward und ihrer Gemeinschaft. Als letztes Beispiel wird Wilhelm Weitling (1808-1871) und der Frühsozialismus vorgestellt (gerade auch im Kontext des daraus erwachsenden Kommunismus durch Marx und Engels).
Der Film ist mehr oder weniger ein Zeichentrickfilm, wobei die Figuren eher wie Avatar erscheinen, die so manch eine ungewollte Komik in den Film bringen. Unterbrochen werden die Trickfilmszenen, die den historischen Verlauf erzählen, von kurzen Interview-antworten von je einem Vertreter der Benediktiner und der Steyler und einer Vertreterin der Schulschwestern. So wird dieser Film zu einer kurzweiligen Dokumentation, für den Religionsunterricht aber auch für den Unterricht in Geschichte und Ethik, denn die Fakten und die aufgegriffenen Beispiele sind seriös und bieten so eine gute Grundlage für weitere didaktische Vertiefung(en).
Eine Schwäche hat der Film, wie schon angedeutet, in der ungewollten Komik der animierten Figuren. Weiter fehlt diesem Film Hilfs- und Ergänzungsmittel für den Schulunterricht. Damit ist der Film in erster Linie für eine Themeneinführung im Unterricht sinnvoll, denn er bietet erste Informationen, die nachfolgend dann vertieft werden können. Inhaltliche Schwachstellen des Filmes sind vorhanden. Aber gerade diese können als Diskussionsimpulse zur Vertiefung, gerade kirchengeschichtlicher Themen, fungieren.
Das Thema der Armut und der Gütergemeinschaft bietet, so wie dies im Film aufbereitet wurde, einen guten Impuls um die Aspekte der Caritas, der Nächstenliebe und der Fürsorge im Christentum zu untersuchen. Besonders gelungen ist die Themenwahl gerade auch durch den Blick auf Wilhelm Weitling, der zu Unrecht oft vergessen, nicht nur einer der Impulsgeber der christlichen Soziallehre sein dürfte. Gerade die Auseinandersetzung mit Weitling könnte ein guter Ausgangspunkt sein für eine Beschäftigung mit dem Kommunismus oder mit den Bewegungen der Befreiungstheologie.
Der Film kann im Erzbistum Freiburg im Medienportal für den Religionsunterricht an Schulen auf dem Gebiet des Erzbistums, und von pastorale MitarbeiterInnen bestellt werden: https://www.medienzentralen.de/medium44916