Tage in Berlin

Alles auf Start! Das schöne bei dem Spiel Monopoli ist doch, dass das Spiel bei Start losgeht und irgendeine Karte schickt einen hin und wieder auch zurück auf Start. Von solch einem Neuanfang träumen so manche.

Ich darf solche Neuanfänge (normalerweise) täglich erleben, im Stundengebet. Natürlich, hier wird nicht alles ausgelöscht, aber gerade Laudes, Vesper und Komplet bieten den Raum, das in Gottes Hand abzugeben, was mich Beschäftigt (auch wenn es aktuell nicht immer leicht ist). Damit meine ich, dass ich in diesen Momenten erleben darf, dass ich von allem was mich beschäftigt in Distanz treten kann, es von „aussen“ betrachten kann um dann neu zu beginnen. Es ist ein „neu-setzten“ der Dinge, Erfahrungen und Themen, die mich beschäftigen. Neu in dem Sinne, dass ich nach neuen Erfahrungen weitergehen kann.

Solch einen ganz besonderen Neuanfang konnte ich gestern Abend genießen, an meinem ersten Tag des Kurztripps nach Berlin, in Maria Regina Martyrum, der „Gedächtniskirche der deutschen Katholiken zu Ehren der Blutzeugen für Glaubens- und Gewissensfreiheit in den Jahren 1933-1945“. Ein langer und sperriger Titel der Kirche. Lange und sperrig ist das Ankommen dort nicht. Ruhe, Schlichtheit und die Aura eines ständigen Gebetsraumes – das lässt ganz schnell eintauchen, aufatmen.

Es ist Heilsam sich und sein Leben hier einzuordnen. Die Vorbilder deren hier gedacht wird zeigen, wie tief ein sich „in die Hand Gottes geben“ sein kann. Aber der größte Segen dort sind jene, die für uns alle beten, die Schwestern des Karmel Regina Martyrum. Diese Frauen kennen mich ja nicht, aber eine so tiefe Willkommenssituation habe ich schon lange nicht mehr erlebt.

Der Raum, die Haltungen der Schwestern und die schlichte, klare Form der abendlichen Vesper und des Gebets – zeigen mir, was im Leben wirklich wichtig ist. Danke Gott!

Dank Gott zeigt sich mir auch hier wieder, wie wenig ich brauche um zu beten um in eine Gebetshaltung einzutreten. Diese Erfahrung hat mir in der letzten Zeit gefehlt und ich habe danach gesucht. Die Schwere des Gebetsleben – so lässt mich die Erfahrung hier (wieder) erahnen – ist wohl am ehesten dieses in der Einfachheit leben: Täglich vor Gott treten, täglich sich selbst fallen lassen, Vertrauen zuzulassen, das Antlitz Gottes auf sich spüren lassen. Einfach, schwer – aber wo man es erspüren kann – großartig. Was ich in den letzten drei Jahren seltenst erlebt habe, hier fällt es auf mich ein und umhüllt mich.

Hier könnte ein Startpunkt sein, um das was ich beschäftigt nun „neu-zusetzten“. Ich lasse mich überraschen.

Die Tage in Berlin konnten nicht besser beginnen. Lob sei Gott!

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