Warum braucht es einen weiteren Reiseführer für die Kirchen Roms? Das ist bei jedem dieser Bücher die große Frage. Mein Rom-Regal ist gefüllt genug und so manch ein Rombuch war und ist seinen Preis nicht wert. Es gibt gerade hier sehr viel Schund und manchmal denke ich wir sollten mehr über die Bücher sprechen die sinnlos ist, damit sie wirklich nicht gekauft werden – aber hier und heute will ich euch ganz kurz ein Buch an die Hand empfehlen, das ich einfach wunderbar finde.
Von Silvia Ofenbach ist im Jahr 2012 im Vatican-Verlag (LEV) ein Buch erschienen, das es leider bis dato nur in italienischer Sprache gibt: „Sulle orme dei Santi a Roma. Guida alle icone, reliquie e case dei santi.“ Der Titel sagt eigentlich schon alles und verspricht eine ganz eigen Art und Weise die ewige Stadt zu erkunden. Dabei gibt es die verschiedensten Ansätze zu diesem Buch. Der eine nimmt den Reiseführer und durchwandert Rione für Rione und entdeckt über die Kirchen die Heiligen. Die andere Nutzungsversion, die ich bevorzuge ist über das Indice. Wie zum Beispiel am heutigen Tag, dem Gedenktag der Enthauptung des Hl. Johannes des Täufers, kann man nach dem Heiligen suchen. Man schlägt die Namenslistung auf und findet mehrer Seitenzahlen, was bedeutet mehrere Kirchen in denen Bilder oder Reliquien des Heiligen sich befinden. So finden sich heute zum Beispiel Hinweise auf Orte der besonderen Verehrung, auf das Patronat des Heiligen über Kirchen, Bildnisse (Ikonen), und Reliquien wie in diesem Fall eine Unterkieferreliquie, die Kopfreliquie und weitere Reliquienteile.
Jetzt mag das manchem Makaber erscheinen solch eine Form der „Stadtbesichtigung“, aber ich empfinde das nicht so. Vielmehr bietet dieser Besuch bei den Heiligen, über diesen Reiseführer, die Möglichkeit eben tiefer in die Traditionen, in die Kunst und Kultur und in die Frömmigkeitsgeschichte einzutauchen. Hinter all diesen Reliquien verbergen sich Geschichten rund um die Menschen, denen diese Orte wichtig waren. Die Menschen lebten damals mit ihren Vorbildern, sie waren ihnen Halt und Hoffnungszeichen, dass das Leben zu meistern, dass ein Leben als Christ möglich war und ist. Die sichtbaren „Beweise“ haben hier geholfen und auch mir helfen sie noch immer. Dazu kann ich immer wieder die Fußreliquie der Hl. Maria Magdalena anführen. Sie befindet sich in der Kirche San Giovanni Battista dei Fiorentini. Auf der einen Seite gibt es hier durch die Reliquie einen ganz besonderen Raum um sich bewusst zu machen, dass Jesus Christus nichts fernes ist. Die Erfahrung der Auferstehung ist nur einen Schritt entfernt, einen Schritt den Maria Magdalena getan hat. Sie war die Erste. Ihr Fuß steht dafür. Diese Fußreliquie kann mich aufmuntern, mir Hoffnung geben und mich auffordern: Geh voran! Auf der anderen Seite, nach dem Gebet und der Kontemplation sehe ich die Kunst, die Frömmigkeitsgeschichte, die Geschichte darum herum und nehme auch hier immer wieder einen neuen Aspekt, neue Gedanken dazu mit, für mich, für mein Glaubensleben.
Deshalb empfehle ich dieses Buch, das sicher nicht vollständig ist, aber doch einen guten Einblick, einen gute Herangehensweise sein kann für all jene die nicht zum ersten Mal in Rom sind bzw. für all jene, die Rom auch spirituell aus einem besonderen Blick auf die Gemeinschaft aller Gläubigen erfahren wollen.
Wie schon gesagt, das Buch ist nicht in deutscher Sprache erschienen. Es handelt sich aber bei den einzelnen Texten und Hinweisen um Texte, die so kurz und so prägnant und Listengleich sind, dass eine Übersetzungsapp oder ein Wörterbuch reichen um von diesem Buch zu profitieren.
Es ist wunderbar, dass es dieses Buch gibt und ich empfehle es jedem der Rom mehrmals besucht.
Bei amazon findet sich das Buch aktuell zu einem überteuerten Preis in der Neuausgabe. Es gibt aber auch gebrauchte Exemplare. Ansonsten empfehle ich einen Besuch in der Libreria Benedetto XVI., direkt an der Piazza Pio XII., Hausnummer 4, also rechts vor dem Petersplatz. Die Buchhandlung wird von der Libreria Editrice Vaticana betrieben und verkauft das Buch.