
Die Kurzform des Textes war eine Statio zum Gottesdienst am 12.12.2017.
Verfolgt ihr die Diskussion, die Papst Franziskus angestoßen hat zum Vaterunser? Zwischen der Anklage zur Häresie gegen den Papst und den Jubelrufen gibt es viele Wortmeldung und es fasziniert wieder einmal wie viele Fachleute zu diesem Thema es gibt. Bei kirchlichen Themen hat wohl jeder ein Fachwissen. Was mich manchmal nervt, aber auch einen logischen Grund hat. Glaube geht alle an und gerade bei diesem Thema kommt dann die Ausgangsfrage dieser Diskussion auf: Was ist das für ein Gott zu dem wir beten?
Ich denke es ist gut, wenn wir diese Diskussion aufnehmen, mit einem Blick auf unser eigenes persönliches Gottesbild: Stellen wir, davon ausgehend, uns doch einmal die Frage: Was ist das für ein Gott an den wir glauben?
In der Lesung vom Dienstag der 2. Adventswoche (Jes 40, 1-11) haben wir einen Gott der auf der einen Seite seine Propheten auffordert sein Volk zu trösten, und ihnen Hoffnung auf eine gute Zukunft zusagt und auf der anderen Seite aber auch ein Gott, der sein Volk für ihre Sünden gestraft hat. Die Strafe – das Exil – ist zugelassen von Gott.
Nochmal: Was ist das für ein Gott, dieser Gott der Bibel? Ist Gott gut oder böse? Oder gar beides? An was für einen Gott glauben wir? Bei Luthers Bibelübersetzung zum Beispiel taucht auch immer wieder ein „grausamer“ Gott auf. Ist Gott grausam? Verführt Gott den Menschen zur Strafe? Wie stehen wir zum Motiv des „Tag des JHWH“ im Buch Joel, wie prägt uns die Geschichte, in der Gott dem Teufel erlaubt Jesus in Versuchung zu führen?
Gibt es Situationen, die von Gott unterstütz werden, in denen uns Böses geschieht, wo uns Gott sozusagen „verdunkelt“ wird? Und wie halten wir das aus, wenn Gott den Teufel gewähren lässt, wie bei Hiob und somit irgendwie zu seinem eigenen Widersacher wird?
Oder ist diese Versuchung gar nicht so einseitig negativ, wie wir es wahrnehmen? Geht es vielmehr um eine Prüfung, die uns weiterbringt? Heißt es nicht im Jakobusbrief: „Achtet es für lauter Freude, meine Brüder, wenn ihr in mancherlei Versuchungen geratet!“
Die Diskussion zur Übersetzung des Vaterunsers geht auf alle Fälle an die Substanz. Es geht um die Gottesfrage, es geht um meinen Glauben, es geht um das Gesamte! Egal wie sich jeder von uns entscheidet, es gibt eben den Gott des Alten und Neuen Testament und das sind nicht verschiedene Götter, sondern ein und der selbe und es wäre zu leicht, ja eventuell sogar zu feige weiter sich vor der Frage zu verstecken in dem ich sage: Ach das eine ist ein veraltetes Gottesbild, das andere nicht.
Es ist die Gretchenfrage: Wie ist das bei dir mit Gott? Wer ist Gott und welche Rolle hat er in meinem Leben.
Stellen wir uns dieser Frage, stellen wir uns dieser Situation. Heute, jetzt – in jeder Zeit des Gebetes und der Liturgie, wo uns Gott – wie Jesus versprochen hat – ganz und gar Gegenwärtig ist.
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