Es ist schon ein bisschen schwierig dieses Fest: Fronleichnam! Irgendwie abgehoben ist es. Nicht ganz normal, was da die Katholiken feiern. Nicht ganz normal, denn es erzählt uns, dass da ein Mensch vor zweitausend Jahren eben mehr war, als „nur“ ein Mensch. Er war eben Gotte Sohn und das, was damals geschah, das feiern wir heute noch, das können wir heute noch absolut live miterleben.
Ob wahr oder nicht wahr, das ist an diesem Fest selber nicht zu entscheiden. Vielmehr geht die Frage nach dem „Sinn“ und „Inhalt“ dieses Festes an die Substanz des Glaubens. Glaube ich, dass Jesus Christus, Gottes Sohn ist, geboren, gekreuzigt und gestorben und am dritten Tage auferstanden? Glaube ich, dass ausgehend von dieser Wahrheit sich seine Gegenwart real und dauerhaft präsentiert im Brot und Wein, das sich wandelt in Leib und Blut? Nur wenn ich daran glaube, dass sich hier ein Geheimnis über das Geschehen offenbart, nur wenn ich bereit bin auch zu akzeptieren – ausgehend von der Tatsache, dass Gott absolut ist – , dass es Dinge und Ereignisse gibt „zwischen Himmel und Erde“ die ich mit meinem Verstand erstmal nicht ergreifen kann, sondern eine andere Dimension da mitspielt, kann ich mich auf diesen Glaubenswahrheit einlassen. Wie schreibt Thomas von Aquin: „Augen, Mund und Hände täuschen sich in dir, doch des Wortes Botschaft offenbart dich mir.“ – Ja so ist es. Mit meinen Sinnen kann ich das nicht ergreifen was da sich offenbart, aber es gibt eben eine Ebene, die mir eine Annäherung erlaubt, dass ist die Botschaft, das Wort der Schrift, das Wort das Gott – im Logos – gesprochen hat. Wahnsinnig schwer und so schön, wenn ich mich darauf einlasse.
„Kann ich nicht wie Thomas schaun die Wunden rot, bet ich dennoch gläubig: „Du mein Herr und Gott! Tief und tiefer werde dieser Glaube mein, fester laß die Hoffnung, treu die Liebe sein.“ – so schreibt der Aquinate in dem Liedtext weiter und daran musste ich auch im Gottesdienst heute denken, bei dem ich als Ministrant im Münster dabei sein konnte. Im Freiburger Münster sind nicht Petrus und Paulus am nächsten zum Altar, sondern der Evangelist Thomas. Er schaut sozusagen immer direkt auf das Geschehen, denn er konnte nicht glauben ohne direkt zu sehen. Er brauchte mehr als ein geistiges verstehen. Er brauchte die Hände dazu (vgl. Joh 20,19-29), das direkte erfahren.
Thomas hatte ich heute also im Blick. Thomas konnte das erfahren, was er dann auch glaubte. Er erlebte Jesus Christus als Auferstandener. Dies gibt mir Hoffnung, aber eben auch Traurigkeit. Diese Stelle und noch einige andere, in denen der Zweifel auch benannt wird, auch bei den Jüngern damals, zeigt mir: Das ist alles gar nicht so einfach für einen Menschen. Das braucht eben mehr als nur Verstand, das braucht ein Verstehen tieferer und anderer Art. Und wenn die damals das geschafft haben, dann schaffe ich, dann schaffen wir das auch heute. Traurig macht mich die Tatsache, dass ich eben nicht Jesus Christus leibhaftig vor mir habe, als Auferstandener, wenn ich also zweifle, dann kommt er nicht so in dieser Form zu mir wie zu Thomas. Diese Tatsache macht mir manchmal Angst, macht mich unsicher, denn es bleibt für mich heute allein das Gebet, das sich in die Botschaft vertiefen um zu erfahren.
Aber die Angst schwindet in der Gemeinschaft. In der Feier der Liturgie, in der Kommunion und der Nähe zur Botschaft. Da gibt es für mich immer wieder ein „Aha“, ein „ja, jetzt ja“. Da gibt es dann immer wieder ein Fenster das sich öffnet und mir einen Blick in die Tiefe schenkt, in der ich dann sehe: Jesus Christus ist wirklich Gottes Sohn und er ist da, jetzt und hier.
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