Was ist die Mitte, was ist der Ausgangspunkt?
Heute habe ich nochmal einen Text zum #Zölibat gelesen. Drum herum habe ich Artikel und Berichte rund um kirchliche Themen gelesen. Also ein lesereicher Tag.
In den Texten ging es um die Ehe, um das Lehramt, um Deutschland und die Kirchensteuer, die Strukturreform … und um die Lage der Kirche in der Welt … aber ging es um Jesus Christus?
Im Text von Hans Urs von Balthasar zum Thema Zölibat steht ein Satz drin, der irgendwie erstmal gar nicht zu diesem Thema passt, aber doch seine Richtigkeit hat: „Sie (die christliche Lehre) hat durch Jahrtausende Unzählige überzeugt, es besteht keinerlei Grund, weshalb ihre Überzeugungskraft nachlassen sollte.“
Ich finde das ein Satz, der ein bisschen „den Wind aus den Segeln“ nimmt und die ganze Aufgeregtheit, die wir Tag um Tag erleben „auslaufen“ lässt. Der Satz erinnert daran, dass die einzige Frage die wichtig ist die Frage ist, ob die Antworten von Jesus Christus ausgehen.
Aber wie oft ist das der Fall? In Texten, in Stellungnahmen, in Handreichungen, Strategiepapieren und …. in meinem eigenen Leben?
Der Turm als leuchtender Fingerzeig (08.12.2016)
Heute gab es in der Badischen Zeitung eine Meldung, dass die Stadt Freiburg die Beleuchtung des Freiburger Münsters austauschen wird. So soll das Wahrzeichen der Stadt und der „schönste Turm auf Erden“ (Jacob Burckhard) in hellstem Lichte erscheinen und jeder seine Schönheit sehen.
Es ist schön, wenn das Münster aus der Masse der Häuser wieder mehr herausgehoben wird. So wird das Gebäude noch mehr zum Mittelpunkt der Stadt. Es ist schön, wenn sich Stadtverwaltung und so manch ein Bewohner mit dem Gebäude auseinandersetzten, es als „ihr“ Gebäude ansehen.
Heute feiert die katholische Kirche die Gottesmutter in ganz besonderer Weise. Heute gedenkt der Gläubige der kirchlichen Lehraussage, die Papst Pius IX. zu einem Dogma festgeschrieben hat: Wir denken an die unbefleckte Empfängnis, was bedeutet, dass die Kirche lehrt, dass Maria von Geburt an von Sünden rein gewesen sei. Es geht also nicht in erster Linie um Jesus an diesem Gedenktag sondern um Gott und um die Mutter Maria, die zwar ganz frei ihr Ja gesprochen hat, aber von Gott von Geburt an auf dieses Ja vorbereitet wurde.
Maria war von Geburt an frei von Sünde. Sie wurde also auf ihren Dienst vorbereitet. Doch nicht so, dass sie nie die Möglichkeit gehabt hätte eine eigene Entscheidung zu treffen. Gott stellte sie vor die Wahl, er gab ihr die Freiheit zu entscheiden. Deshalb schickte er den Engel der Maria nochmal fragte. Und Maria sagt ganz in ihrer menschlichen Freiheit Ja. Maria wird mit Ihrem Ja, also der Bestätigung dessen was Gott ihr von Geburt an angeboten hat, zur Mutter, zum Gefäß der neuen Schöpfung zur ersten Glaubenszeugin, zum lebenden Zeichen der Liebe Gottes, ja zur „schönsten aller Frauen“, wenn schön gleichbedeutend ist mit rein. Sie wird zum Fingerzeig und hebt sich aus der Masse der Menschen heraus, wie der Münsterturm aus der Masse der Häuser herausragt.
Der Turm ist einfach da. Auch Maria ist einfach, so wie eine Mutter „einfach da ist“. Doch sie ist eben mehr als ein Zeichen, mehr als eine Mutter und weil sie eben mehr ist versucht der Mensch einzelne Attribute hervorzuheben, sie klarer zu umschreiben um damit auch diese Besonderheit, dieses Einmischen Gottes erklärbar zu machen, damit wir es mit unserem kleinen Geist umfassen können. Das ist das spannende an diesem Tag für mich. Der Frage nachzugehen, wie ich die Beschreibungen Marias verstehe, wie ich diese für mich übersetzen kann und wie ich die Sprache der Kirche verstehen kann um dann sie in mein heutiges Leben zu übersetzen. Ich denke, dass ich wahrscheinlich heute die von Pius IV verwendeten Worte nicht mehr nutzen würde. Zu fremd klingen sie. Aber was sie sagen sollen, dass eben Maria ein ganz besonderer Mensch war, dass Maria eben herausgehoben wurde mit ihrer Geburt aus dem Lauf der Schöpfung, aus den Fehlern die die Menschen so alle machen, das kann ich erstmal verstehen, das kann ich erstmal so annehmen.
Das verlangt aber, dass ich mich nochmal kurz auf die erste Frage zurückbegebe, die entscheidend ist: An was für einen Gott glaube ich? Und daran zeigt sich, alle Feste, alle Feiern, alle Lehraussagen sind nur gültig, wenn ich mich auf Gott zurückbeziehe. Ausgangspunkt von allem ist die Frage: Glaube ich an Gott, den Vater den allmächtigen, den Schöpfer des Himmels und der Erde? …