Da sitze ich in einer Vorlesung und höre mir an, dass Müller ein Amokläufer ist, Ratzinger eh nichts versteht, Augustinus die Gefahr für die Menschheit ist ….
Da lese ich Kommentare von Theologen und Theologinnen in denen berichtet wird wie Pastoralreferentinnen und in der Kirche angestellte Frauen unterdrückt und mundtot gemacht werden. Und auf meine Frage nach Belegen: Ungenauigkeiten, pauschale Aussagen ….
Da lese ich reihenweise Unterstellungen und Behauptungen, dass irgendwelche Theologen Probleme mit „der Behörde“ haben – und beim Nachhacken? Nichts …. nichts genaues weiß man nicht.
Da betont ein Professor, dass man ihn ruhig in Rom anschwärzen könne, er freue sich darauf … und ich sitze so da und denke: Warum? Das interessiert kein Mensch, nicht einmal die Mehrheit der Studierenden hier im Raum …
Polemik. Unhaltbare Sprache. Fake. Beleidigungen. Die Versuche Lager zu schaffen. Thesen und Meinungen zu fördern, die ungenau belegt, die theologisch nicht fundiert sind. Pauschal Priesteramtskandidaten und Priester negieren. Jeden unter Generalverdacht stellen, der nur annähernd eine andere Meinung hat, eine andere Lebenshaltung und Lebensform bevorzugt als ein Mainstream … Ich finde es so langweilig.
Gerade das was wir in der Kirche bei der Generation ab 40 Jahren aufwärts, stärker bei 50 + erleben ist ein Grund dafür, dass wir unwichtig werden. Und das gilt in allen Kirchen. Hier wird nicht diskutiert, hier wird nicht ein Volk Gottes aufgebaut sondern allein versucht individuelle Meinungen zu fördern und sich eine Welt zu bauen, die nicht lebenswert ist.
Uns Seminaristen wird ja mit Freuden unterstellt, dass wir weltfremd sind. Klar, das mag auf einige von uns zutreffen. Auf mindestens die gleiche Menge, oder genauer auf die gleiche Prozentzahl bei den kirchlichen MitarbeiterInnen, Pastis, Gemrefs, Professorinnen und Professoren aber auch. Ja, teilweise leben diese in noch größeren Blasen, als so manch ein Seminarist in der Ausbildung. Der Seminarist muss heute nämlich immer wieder nach Hause. Meist in Elternhäuser die all das nicht haben, was man ihnen unterstellt. Aber statt sich für die Ausbildung und die Menschen zu interessieren …. hau drauf und mach die Augen zu, denn sonst passt das Weltbild nicht mehr.
Aber auch hier: Die Anschuldigungen, die Versuche eine Seite lächerlich zu machen, die öden mich an. Wer hier schlussendlich lächerlich gemacht wird ist die KIrche, ist Jesus Christus, wenn all jene MItarbeiterInnen und TheologInnen die ohne theologische Fundierung, meist mit soziologischen, politischen oder ähnlichen Thesen und Argumenten etwas in der Kirche verändern wollen, wobei das ist nicht genau: Die Kirche verändern wollen – denn um einzelne Punkte geht es doch gar nicht mehr. Es geht doch vielmehr darum, sich eine neue Kirche zu stricken. Und deshalb wird jeder Aspekt negativ gesetzt, wird jede Person, die einen anderen Ansatz wählt beleidigt und in Frage gestellt. Das was man von „Der Kirche“ andauernd bemängelt; dass sie die Wahrheit alleine vertreten will, das übernehmen jetzt andere Strömungen, die genauso radikal sind wie jede fanatische Strömung. Ob rechts oder links.
Es gibt so vieles was sich verändern muss in der Kirche, so vieles, was sich weiterentwickeln kann und darf. Polemik, Pauschalisieren, Streit und Missgunst, Engstirnigkeit, der Versuch den Gegenüber lächerlich zu machen … das führt nicht zum Ziel. Das Ziel ist und bleibt Jesus Christus und damit die Einheit. Das erlebe ich aber nicht … oder viel zu wenig. Am vergangenen Wochenende habe ich einiges positives erlebt. Bei den Hauptamtlichen, bei Institutionen und Verbänden schüttle ich dafür viel zu oft den Kopf über die Engstirnigkeit.